The average tourist wants to go to places where there are no tourists

Touristen in ParisTouristen tragen riesige Rucksäcke und bequeme Treter. Touristen schieben dir den Stadtplan in die Nase, auf der Suche nach Museum xy. Touristen fotografieren fröhlich deine Uni, während du zum langweiligsten Kurs der Woche gehst. Städtetourist sein ist irgendwie ganz schön peinlich. Man sollte es doch vermeiden können, uninteressante Mini-Denkmäler abzulichten oder sich mit Hard Rock Café Shirts auszustatten. Als urbaner Einheimischer gelten ist viel cooler. Dummerweise kennt man längst nicht alle verlockenden Orte dieser Welt und gleich überall hinzuziehen, ist wohl auch etwas übertrieben. Bleibt also nur eine Möglichkeit: Anständige Tarnung. Schauspielerrolle: Einheimischer. Wenn schon Tourist, dann soll es wenigstens niemand merken.

Vor dem Besuch einer Metropole wird sich also fleißig vorbereitet. Im Internet recherchiert man den aktuellen „Dresscode“ der Bevölkerung und die besten Insidertipps. Nützliche Vokabeln werden schnell verinnerlicht und Wegbeschreibungen auswendig gelernt. Am Tag des Trips kleidet man sich dann den Modebeispielen entsprechend; greift zum unverfänglichen Jutebeutel, schicken Schuhen und definitiv keiner Allwetterjacke. In der Stadt angekommen, checkt man den U-Bahn-Fahrplan flink im Vorbeigehen, weil der passende Plan in der Hosentasche nur auf der Toilette ausgeklappt werden kann. Man trinkt Coffee to go statt des stillen Wassers vom deutschen Discounter. Bei bekannten Denkmälern mimt man den unbeeindruckten Businessman. Fotos werden nur mit dem Smartphone geknipst – das kann man schneller wieder verstecken. Mit seiner Begleitung unterhält man sich nur im Flüsterton – oder gleich in Landessprache. Funktioniert doch ganz gut!

Doch dann, tja dann, verläufst du dich auf der Flucht vor Langfingern. Die sahen in deinem Jutebeutel ohne Reißverschluss die geeignete Diebstahlgelegenheit. Du hast keine Ahnung mehr, in welchem Szeneviertel du dich gerade befindest und deine Füße tun von dem ganzen Laufen sowieso schon weh. Dein Coffee to go ist mittlerweile eine eklige braune kalte Plörre. Passenderweise regnet es nun auch noch. Die verzweifelte Suche nach einem geeigneten Unterschlupf resultiert in einem Fluchen deutscher Schimpfwörter und dem Spontan-Kauf einer Regenjacke. Oh wei, Tarnung aufgeflogen. Und irgendwie ist das gar nicht so schlimm.

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