You can have anything in life if you will sacrifice everything else for it

pr voloImmer wieder liest man Blogeinträge und Artikel über schlecht bezahlte und/oder nicht verfügbare Volontariate. Dabei geht es meistens um den (so gut wie unverzichtbaren) Berufseinstieg als Redakteur im Bereich Journalismus bzw. im Verlagswesen. Viel zu selten wird PR erwähnt, dabei ist er Anfang dort genauso scheiße. Ein Erfahrungsbericht.

Ich habe schon immer sehr karriereorientiert gehandelt. Da ich ab Teenageralter Journalistin werden wollte, habe ich direkt begonnen zu schreiben. Zeitung, Online, Radio – das (fast) volle Programm habe ich in den nachfolgenden Jahren mitgemacht. Als ich nach meinem Abi für drei Monate bei ProSiebenSat.1 in München in der Unternehmenskommunikation Praktikum gemacht habe, hatte ich allerdings gemerkt: hey, es gibt noch etwas Anderes. Nennt sich Kommunikation/PR, manchmal auch Öffentlichkeitsarbeit, lässt sich schlecht fassen, ist aber echt abwechslungsreich und mit viel Organisation und Strategie verbunden. Das mag ich. Darum war ich dann während meines Studiums in der Internen Kommunikation und später Öffentlichkeitsarbeit einer NGO tätig – was mich darin bestätigt hat, sich vom Journalismus abzuwenden. Nach der Bachelorarbeit sollte denn auch geballte PR in einer PR-Agentur folgen. Für ein Volontariat war es noch zu früh, deswegen machte ich ein weiteres Praktikum. Auch, um festzustellen, ob mir der Agenturalltag gefällt. Drei Monate à 400 Euro bekommt man ja noch irgendwie rum. Schönerweise bot man mir im Vorstellungsgespräch direkt die „Option auf Volo“ an. Ich war begeistert, so ein Berufseinstieg war doch wünschenswert. Mit Beginn stellte sich allerdings schnell raus, dass die andere Praktikantin auch gerne ein Volo hätte (nette Konkurrenzsituation) und aus dem Unternehmen schon der ein oder andere Praktikant mit Option auf Volo letzten Endes mit leeren Händen aus der Tür gegangen war. Ich bewarb mich also nebenbei weiter. Doch viele Stellen gibt es nicht und viele waren auch großer Mist.

Denn beim PR-Beruf gibt es keine Regulierung. Man kann sich nicht einmal einigen, ob es Volontariat oder Traineeship oder Junior Executive irgendwas heißt und wie der Beruf danach bezeichnet wird. Ob/wo es Schulungen gibt, wie lang man ausgebildet wird … das ist von Agentur zu Agentur unterschiedlich. Aber eins steht fest: das Gehalt ist gering. Mit 1.500 brutto sollte man sich zufrieden geben. Manche zahlen 2.000, manche aber eben auch 1.000. Und mit 1.500 kann man (in den Agentur-Großstädten) zumindest irgendwie leben. Vorausgesetzt, man erlebt keine Katastrophe oder möchte in den Urlaub, klar. Der Witz ist, was man für dieses Spitzengehalt alles getan haben muss vorher. Studium ist natürlich unabdingbar, Praktikumserfahrung auch, am besten in Agentur, Unternehmen und journalistischen Einrichtungen. Wer jetzt denkt „ha, das hab ich doch alles“, dem kann ich sagen: ich auch, aber das reicht nicht. Es gibt so viele Bewerber da draußen, dass sich die Agenturen die Kirsche von der Torte picken können. Und wenn das heißt, dass das die 27-jährige Tochter eines Chirurgen ist, die sich vor, nach und während ihres PR-Studiums auf einer privaten Hochschule so einige Praktika leisten konnte, dann ist es halt letztendlich die. Nicht du.

Nun habe ich letztens aber tatsächlich trotzdem gedacht, ich hätte die Elitekinder dieser Welt endlich ausgestochen. Auf eine Initiativbewerbung bei einer Agentur in Frankfurt folgte ein Vorstellungsgespräch, in dem mir auf einmal mittendrin direkt eine Stelle angeboten wurde. „Wir finden Sie so toll, wir schaffen extra einen Job für Sie und investieren damit in unser Unternehmen“. Ich hab kurz mit mir gehadert, weil ich niemanden in FFM kenne, mich dann aber dafür entschieden (ist ja nicht so, als würde ich in Angeboten schwimmen). Ich habe direkt meine Wohnung gekündigt, alle Freunde informiert, meine Wohnungssuche bei Twitter retweeten lassen, mit meinen Eltern über Umzug & Co. diskutiert. Alles halt. Paar Tage später kam dann das Unglaubliche: die Agentur habe ein wichtiges Mandat verloren und weiß nicht, ob sie sich meine Einstellung leisten könnten. Sie fänden mich aber nach wie vor super und melden sich Ende nächster Woche. Ich falle aus allen Wolken und versuche, die Zeit irgendwie rumzukriegen. Versuche, mich darauf einzustellen, dass es nix wird. Hoffe weiter. Bekomme eine Absage. Denn, meine Freunde, eins ist an der PR scheiße: die Agenturen sind extrem abhängig von ihren Kunden. Und wenn der Kunde dann sagt „ich will sie nicht mehr“ dann ist das das „Zeitungssterben“ in der PR. Und das Sterben meines Jobangebots. Damit suche ich also weiter. Und ärgere mich ein weiteres Mal, dass ich mir immer gedacht habe, „irgendwas mit Medien? Ach irgendwie kriege ich das schon hin“. Irgendwie wird das bestimmt auch was. Aber bis dahin verschwindet viel Geld, viel Ausdauer. Und viele Nerven.

Übrigens, wer mir helfen will: ich suche ein Volontariat in einer PR-Agentur (gerne spezialisiert auf Markenkommunikation) in Berlin, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, Köln oder Hamburg.

Update (30.10.): Mittlerweile stoße ich bei meiner Volo-Suche auf immer mehr Stellen, die mit 850 oder 950 Euro vergütet werden. Seriously?!

Update (23.11.): Sechs Monate Pflicht-Praktikum für 400 brutto und dann ein Jahr Volo für 800 brutto. Klar, ich wollte ja schon immer mal am Existenzminimum leben. // Passend zur ganzen Thematik auch mein Generation-Y Text.

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9 Kommentare

  1. 18. Oktober 2013 / 19:28

    Wow, wie mies das ist. Tut mir wahnsinnig leid, dass Frankfurt geplatzt ist und ich drücke dir ganz, ganz fest die Daumen, dass sich schnellstmöglich etwas anderes Tolles für dich ergibt!!

  2. 18. Oktober 2013 / 21:27

    Ich kenn die Situation. Hänge hier grad auch dermaßen in der Luft, weil sich eine Volontariatsstelle nicht meldet, die anderen noch nicht ausgeschrieben sind bzw. so dämlich mit ihren Fristen kollidieren, dass ich nichts annehmen kann, ohne ein anderes, was ich aber noch gar nicht sicher habe, das aber vielleicht besser wäre, außen vor zu lassen. Argh!! Und dann ist da noch die Ungewissheit, dass eben Bewerberinnen, deren Eltern Connections zum Vorstand oder sonst wem haben (oder Sponsoren sind), sowieso Vortritt gewährt wird. Ich bin in einer ähnlichen Branche (bzw. versuche, reinzukommen – Veranstaltungsorga / Künstlerbetreuung) und dieser Schwebezustand macht mich irre. Ich fühl mit dir und drück die Daumen!

  3. 31. Oktober 2013 / 10:04

    Gut geschriebener Artikel. Aber harte Story. Viel Erfolg bei der weiteren Suche!

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