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Nervennahrung für die Gen-Y

Ich war noch nie sonderlich großer Fan von Labels und dieses „Generation Y“, was an einem klebt wie Kaugummi, ist in letzter Zeit zum reinsten Schimpfwort geworden. Zu einem ziemlich ambivalenten noch dazu. Während nämlich die einen darüber meckern, dass die Generation Y faul und so gar nicht rebellisch ist, wird sie anderswo als hinterfragend und besserwisserisch geschildert. Wir machen es auf jeden Fall niemandem recht. „Wir“ ist vermutlich auch schon wieder zu viel Schublade, aber ich sehe mich einfach mal als Teil eines umfangreichen Jahrgangs, der gerade angefangen hat zu arbeiten, oder auf dem besten Weg dorthin ist, und sich so seine Gedanken macht über Arbeit, Leben und wie sich die beiden Dinge durch ideale Arbeitsbedingungen kombinieren lassen.

Durch neun Monate in einer konditionsmäßig umstrittenen Branche habe ich ganz gut feststellen können, was mir im Job wichtig ist und worauf ich fortan achten werde.

Folgende Arbeitsbedingungen sind für mich persönlich essentiell:

  • Ein Gehalt, das meiner Verantwortung entspricht und mit dem ich in den Urlaub fahren kann, ohne mich bei jedem Mittagessen zu fragen „kann ich mir das Ausgehen leisten oder hole ich mir doch ein Brötchen?“
  • Eine funktionierende interne Kommunikation sowie Ehrlichkeit und Transparenz von Kollegen und Führungskräften
  • Ein gutes Teamklima. Ohne Freunde geht’s halt nicht. Gerne auch arbeitsinterne Events, um die Belegschaft kennen zu lernen.
  • Die Möglichkeit, Überstunden abzufeiern und auch mal Home Office zu machen, wenn’s gerade passt. Keine Kernarbeitszeiten ohne Spielraum.
  • Einen Rückzugsort zum Telefonieren oder auch einfach mal Nachdenken
  • Das Gefühl, etwas zu lernen bzw. sich weiterentwickeln zu können

Das klingt jetzt teilweise so, als würde ich am liebsten auf der faulen Haut liegen und jede Gelegenheit nutzen, nicht zu arbeiten. Dem ist aber nicht so. Ich bin engagiert und hänge mich rein. Ich bin allerdings noch engagierter, wenn ich merke, dass sich der Musterlebenslauf von früher und das harte Arbeiten von jetzt lohnen.

Dieser Eindruck deckt sich ziemlich mit der aktuellen „HR Future Trends“-Studie von der Bonner Agentur ohne Namen, die ich erst genervt wegklicken wollte und dann doch fasziniert gelesen habe. Zum Beispiel beurteilen Arbeitgeber folgende Berufskonditionen als wichtig:

  1. Flexible Arbeitszeiten
  2. Arbeits- und Betriebsklima
  3. Work-Life-Balance

Aus Sicht der Generation Y sind die folgenden drei Arbeitsbedingungen relevant:

  1. Arbeits- und Betriebsklima
  2. Sinnstiftende Arbeit
  3. Work-Life-Balance

Die Arbeitszeiten sind für mich zurzeit wichtiger als „sinnstiftende Arbeit“ (bei PR ist der Sinn sowieso nicht der glorreichste), aber von der Reihenfolge her ist das Betriebsklima einfach ein extrem wichtiger Faktor, den Arbeitgeber nicht unterschätzen sollten. Dieses ständige Rumgebitche und Konkurrenzdenken braucht kein Mensch. Dazu passt auch das zweite Ergebnis: nur 35 % der befragten Unternehmen halten Ehrlichkeit und Authentizität für ein wichtiges Kriterium einer Führungskraft, während 73 % der Generation Y (und wie bereits vermeldet auch ich) diesen Soft Skill als die wichtigste Eigenschaft einer potenziellen Führungskraft sehen.

Im Grunde sind wir also eine grundehrliche, menschenliebende Spezies, die schlicht und einfach Möglichkeiten finden möchte, Arbeit und Freizeit sinnvoll miteinander zu verbinden. Das ist doch gar nicht so schlecht, oder? Also hört auf zu meckern, ihr Menschen, deren Rente wir bald zahlen müssen.

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7 Kommentare

  1. Nina
    3. September 2014 / 23:28

    Like :)

  2. 4. September 2014 / 9:57

    Das hast du gut gesagt. Du sprichst mir gerade aus der Seele! Perfektes Timing für diesen Post…

  3. 4. September 2014 / 12:45

    Und genau dieses Denken muss auch endlich mal in den unfassbar eingerosteten deutsch-traditionellen Industrie ankommen, denn sonst fühle ich mich als Mitglied der nicht rebellierenden Generation viel zu rebellisch und dauerhaft unglücklich.

    • 4. September 2014 / 19:44

      Ja… genau deswegen schrieb ich diesen Text. Vielleicht kommt es ja bei irgendwem an.

  4. dagmareckhardt
    14. September 2014 / 17:26

    „Wir machen es auf jeden Fall niemandem recht.“ Och, das kann jede Generation wohl von sich sagen ;-)
    Mir macht „ihr“ es schon recht – einfach weil „ihr“ wieder ganz andere Fragen stellt als die Generation davor und die davor und die davor …
    LG Dagmar
    Jahrgang 68

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