Sobald ich jemandem von Lissabon erzähle, erreichen mich strahlende Augen und neidvolle Blicke. Lissabon, so scheint es, ist auch nach Jahren des Hypes eine beliebte Stadt und Wunschdestination meiner Freunde. Bei mir stand Portugals Haupstadt dieses Jahr zum zweiten Mal auf dem Reiseplan – 2014 war ich bereits einmal dreieinhalb Tage dort und hatte mir die Hauptsehenswürdigkeiten angeschaut. Kombiniert mit einem Abstecher nach Porto wollte ich diesen Trip nun dazu nutzen, das mir lieb gewonnene Lissabon näher kennen zu lernen sowie endlich nach Sintra zu fahren. Im folgenden Travel Guide bekommt ihr konsolidierte Tipps und Trips, sollte es euch auch bald nach Portugal ziehen. Extra aufgeteilt nach Tagen, sodass ihr direkt losstarten könnt! :)
Vorab: Ja, die Stadt ist durchaus touristisch geworden, ist aber weiter kein Vergleich zu europäischen Großdestinationen wie Rom oder Paris. Man kann sich immer noch gut in den Gassen verlieren und (fast) für sich sein.
An- und Abreise, Unterkunft + ÖPNV
Lissabon hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr beliebten Reiseziel gemausert. Das lässt die Preise in Portugals Hauptstadt steigen: zahlte ich vor vier Jahren noch 40 Euro für eine Nacht bei Airbnb, sind es jetzt im Schnitt auf der Plattform so um die 80 Euro, Tendenz steigend. Ich kam wieder in derselben Wohnung wie letztes Mal unter – ich mag die Lage (Nähe Bairro Alto) sehr gern und die Küche ist super ausgestattet. Es gibt bestimmt noch ein paar stylischere Orte, aber so wusste ich, dass ich ohne große Recherche etwas mit einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis finde. In jedem Fall empfehle ich euch, die Unterkunft zu buchen, sobald ihr den Flug gebucht habt. Gute und preislich angemessene Unterkünfte sind gar nicht so einfach zu finden!
Apropos Flug: Wenn ihr am Flughafen ankommt, nehmt am besten die U-Bahn (Metro) ins Stadtzentrum. Der Flughafen-Bus steht ständig im Stau und ihr werdet noch genug Möglichkeiten haben, die Stadt von oben zu sehen.
In Lissabon selbst könnt ihr dann den Großteil eurer Ziele erlaufen, auch wenn euch bewusst sein muss, dass ihr einige Höhenmeter machen werdet. Je nachdem, wo eure Unterkunft gelegen ist, lohnt sich trotzdem ein 24-Stunden-Ticket für Metro und Bus (aktuell 6.30€) auf der wiederverwendbaren und aufladbaren Via Viagem Karte (einmalig 0.50 €). Eine Busfahrt kostet 1.85€, sodass man den Betrag schnell wieder drin hat. Generell würde ich immer die U-Bahn bevorzugen, denn Busfahren macht wenig Spaß: größere Bahnhöfe sind miserabel ausgeschildert – wie oft ich die passende Buslinie gesucht habe und Haltestelle um Haltestelle abgelaufen bin –, Haltestellen werden im Bus weder angezeigt noch angesagt und Busfahrer sind selten eine Hilfe. Witzigerweise ist meiner Schwester und mir im Abstand von vier Jahren genau dasselbe passiert: Wir sind mit dem Bus vom Busbahnhof Cais do Sodre in die falsche Richtung gefahren, obwohl der Busfahrer gesagt hat, wir seien richtig. Man kann also nie aufmerksam genug sein! Und Google Maps ist euer bester Freund. Wie sehr ich mich mal wieder gefreut habe, dass mobiles Internet mittlerweile EU-weit wie in der Heimat bepreist wird, und ich so ständig den Google Maps Routenplaner verwenden konnte.
Solltet ihr vor Abreise eure Koffer in der Lissabon-Innenstadt unterbringen wollen, könnt ihr das am zentralen Bahnhof Rossio tun. Achtung: die Schließfächer sind morgens ziemlich schnell voll UND ihr braucht eine Menge Münzen, denn die Maschine wechselt nicht und nimmt auch nichts über dem Wert an. Wenn ihr also z.B. 1.50 € einwerfen müsst, um das Schließfach schließen zu können, und dann, bei Abholung, nochmal 2.50€ für die weiteren Stunden zahlen müsst, braucht ihr genau diese Werte passend in Münzform. Im Bahnhof selbst wechseln lediglich (widerwillig) der Starbucks oder die oft sehr gut besuchten Ticketschalter, also sorgt lieber vor!
Tag 1: Innenstadt und Castelo de São Jorge / Alfama
Für alle Neulinge startet der Städtetrip am besten mit einer Free Walking Tour, z.B. von SANDEMANs New Europe. Meiner Meinung nach gibt es keinen besseren Weg, eine Stadt kennen zu lernen. Schließlich bekommt man einen guten Überblick und erfährt gleichzeitig Nützliches über Stadt, Land und Leute. In Lissabon führt der Tour Guide durch Bairro Alto (das Kneipenviertel), Chiado (das Altstadtviertel) und Baixa (das Innenstadtviertel). Auch ein super Aussichtspunkt ist dabei: Miradouro de São Pedro de Alcântara. Nach der Tour geht es erst einmal an die Tejo-Promenade zum Entspannen. Nach der Pause gibt’s nämlich etwas zu Laufen: statt die überfüllte Tram 28 zu nehmen, lieber den Berg zum Castelo de São Jorge laufend erklimmen.
Das Castelo de São Jorge ist nämlich in Alfama gelegen, einem noch sehr portugiesischem Viertel, welches auch selbst einen Besuch wert ist und somit den Aufstieg durchaus rechtfertigt. Auf dem Weg kommt ihr beispielsweise bei der größten Kathedrale der Stadt vorbei. Die Burg mit ihrer Aussichtsplattform ist aber doch das wahre Highlight. Relativ ungesichert klettert man über die alten Mauern und bekommt den besten Blick über die Stadt.
Spätabends sollte man dann nochmal einen Abstecher nach Bairro Alto machen und dort von Kneipe zu Kneipe flanieren. In vielen der garagenähnlichen Einrichtungen bekommt man Live-Musik von SingerSongwritern oder gleich Fado, portugiesische Trauermelodien, geboten. Versucht, euch von den „XXL-Cocktails“-Läden fernzuhalten und steuert die runtergekommeneren Bars und Kneipen an, vor denen viele Leute stehen. Der Portugiese holt sich eigentlich nur sein Superbock-Bier auf die Hand und lauscht draußen der Musik.
Tag 2: Cemitério dos Prazeres, Shopping & Parque Eduardo
Der Cemitério dos Prazeres ist ein gruseliger und faszinierender Friedhof in Estrela (Tram 28 Endstation). Er wurde infolge einer Cholera-Epidemie gebaut und war der erste öffentliche Friedhof Portugals, denn vorher wurden alle Toten in Nähe ihrer Kirche begraben. Die Grabmäler sind wie eine Stadt angeordnet und spiegeln den aristokratischen und großbürgerlichen Geschmack des 19. Jahrhunderts wider. Im Grunde sieht man lauter kleine, prunkvoll verzierte Häuschen mit Särgen und Inneneinrichtung – zum Teil noch nicht völlig gefüllt. Ein Grab sticht dabei besonders hervor: Das Grab von Pedro de Sousa Holstein „beherbergt“ 200 Familienmitglieder und gilt als das größte Familiengrab Europas.
Glaubt mir: so einen Friedhof hat man als Deutscher noch nicht gesehen und daher sollte man diese eher ungewöhnliche „Sehenswürdigkeit“ nicht auslassen. Danach könnt ihr euch mit „The World’s Best Chocolate Cake“ belohnen, den es zufälligerweise im selben Viertel gibt, und euch kurz in einer typisch portugiesischen Markthalle umschauen.
Am Nachmittag könntet ihr rund um die Avenida da Liberdade in der Innenstadt shoppen gehen. Fürs Souvenirshopping empfehle ich euch Ceramicas na Linha, einen tollen Keramikladen, in dem nach Kilo bezahlt wird. Später könnt ihr im Parque Eduardo den Sonnenuntergang anschauen.
Tag 3: Belém & LX Factory
In Belém erwarten euch mindestens drei Pflicht-Dinge: das Padrão dos Descobrimentos, Denkmal für die portugiesischen Seefahrer und Entdecker, den Torre de Belém, ehemaliger Leuchtturm und später Gefängnis, sowie die portugiesische Spezialität Pasteis de Nata von „Pastéis de Belém“. Viele schauen sich auch noch das Kloster Mosteiro dos Jerónimos von innen an. Da wir Belém an einem unserer Abreisetage besuchten, schauten wir uns auf dem Monument der Entdecker die Stadt von oben an und beschränkten uns beim Rest auf die Außenansicht – man kann dem Stadtteil aber natürlich gut und gerne mehr Zeit widmen.
In der gleichen Ecke der Stadt liegt übrigens auch die LX Factory, ein aufgemotztes Fabrikgelände – oder auch: urbanes Hipsterparadies – mit modernen Shops, vielfältigen Essensgelegenheiten und allerlei Street Art. Gleich daneben findet sich das Village Underground Lisboa mit noch mehr Graffiti, Food und Skate-Park. In der Gegend kann man definitiv gut den Abend ausklingen lassen! Ein Muss ist dabei die Dachterrasse von Rio Maravilha, von der man einen perfekten Blick auf die Ponte 25 de Abril hat, die bekannte Brücke Lissabons im Golden Gate Style.
Tag 4+: Sintra
Sintra liegt ca. 25 km westlich von Lissabon und ist wegen seiner beeindruckenden Paläste ein beliebtes Ausflugsziel. Wie viel Zeit man für Sintra braucht, ist abhängig davon, wie viele Paläste und Parks angeschaut werden sollen. Einen dreiviertel Tag sollte man aber mindestens einplanen.
Aufgrund des steilen Anstiegs wird Sintra in der Regel nicht erlaufen – es sei denn, man macht Wanderurlaub – und wegen der wenigen Parkplätze auch nicht mit dem Mietwagen angefahren. Der ÖPNV ist also die beste Wahl. Die Hauptattraktionen liegen auf der Schleifenroute vom Bus 434: Palácio da Pena, Castelo dos Mouros (Maurenburg), Nationalpalast von Sintra und historische Altstadt. Für 6.90 Euro kann man die 434 den ganzen Tag fahren, für 15 Euro darf in andere Busse gewechselt werden. Leider sind die Busse wirklich immer voll, es wird daher empfohlen, an den Sehenswürdigkeiten einzusteigen, an denen viele Besucher aussteigen. Zwischenstationen werden oft gar nicht mehr angefahren, sodass es sein kann, dass einem drei Busse vor der Nase wegfahren, was bei einem 15-Minuten-Takt nicht förderlich für die Laune ist.
Aber zurück zu unserem Besuch: Für uns war im Vorfeld klar, dass uns die touristische Altstadt nicht die Bohne interessiert und wir vor allen Dingen zum Palácio da Pena wollen, dem beliebtesten Schloss im Disney-Look. Da online bereits von Touristenmassen und einem möglichst frühen Start in den (Werk-)Tag die Rede war, sind wir gegen acht Uhr vom Bahnhof Rossio losgefahren, damit wir um 8.45 Uhr in Sintra eintrudelten und so in den ersten Bus um 9.15 Uhr passten. Um kurz nach halb zehn Uhr kamen wir dann, mit einem bereits online erworbenen Ticket, rein. Nur dadurch konnten wir noch das ein oder andere menschenleere Foto schießen. Eine halbe Stunde später wurde die Schlossanlage regelrecht geflutet mit Besuchern. Denn zusätzlich zu den 434 Nutzern kommen ja auch noch die vielen Reisebusse…
Unser Highlight von Sintra war demnach auch gar nicht der Pena Palast selbst, sondern der umliegende, dschungelig bewachsene Pena Park. Sintra bietet aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit eine deutlich schönere Flora und Fauna als Lissabon, die sich anzuschauen lohnt. Ich bin mir sicher, dass auch der Nationalpark von Sintra einen Besuch wert ist.
Für uns ging es nach unserem Spaziergang im Grünen schon wieder zurück nach Lissabon – mit dem Mittagessen warteten wir extra auf die Rückkehr, denn die Orte in der Alstadt von Sintra wirkten nicht sonderlich vielversprechend.
Essens- und Ausgehtipps
Damit wären wir auch schon zum spannendsten Teil des Lissabon Travel Guides angekommen: den Food-Empfehlungen!
- The Mill zum Frühstücken (mind. 15 Minuten Wartezeit). In der Rua do Poço dos Negros finden sich zudem Hello, Kristof und Café Boavida, die ebenso vielversprechend aussahen.
- Casa da India für authentische Grillgerichte (natürlich auch Fisch)
- Zero Zero für Pizza und feinste Antipasti
- To.B To Burger or not to Burger für, na klar, Burger mit wirklich leckerem Fleisch
- Manteigaria für die besten Pasteis de Nata der Stadt (ich find‘ die sogar besser als die aus Belem!)
- Rio Maravilha in der LX Facory (s.o.) und Pensão Amor für Drinks in entspannter Atmosphäre
- The Mill
- To Burger or not to Burger
- Casa da India
- Zero Zero
- Pastel de Nata
Nicht getestet, aber empfohlen bekommen: Eis essen bei Santinis und Tasca Do Chico für Tapas und Fado.
Ein super Artikel! Hab ich mir gleich mal gespeichert weil ich demnächst plane nach Lissabon zu fahren bzw. fliegen
http://www.thefashionfraction.com
Uh, ich beneide dich :)
Schöner Artikel: Ich war besonders von den Palästen in Sintra eingenommen. Dieser bunte Mix aus Architekturstilen ist einmalig. Und ja: die Pasteis de Belem sind auch wunderbar. Du hast vollkommen recht: Lissabon ist immer eine Reise wert!
Ja, echt schade, dass wir einen Tag zu wenig hatten, um Sintra noch mitzunehmen!
Ja, da „muss“ ich dann 2015 wohl tatsächlich hin…
definitiv, die Stadt ist SO toll <3