Facebook zeigt mir zurzeit absolut nichts Anderes an als Freunde, die die jeweiligen „Spotted“-Seiten ihrer deutschen Unis liken. Mithilfe dieser Fanpages können Leute anonym ihre Mitstudenten ansprechen, die sie in ihren Vorlesungen und Seminaren attraktiv, süß, interessant, whatever fanden. Wobei „ansprechen“ wohl das falsche Wort ist; das würde bei einer Aktion passen, die mindestens zwei zwischenmenschlich agierende Personen involviert und nicht nur einen lächerlichen Facebookstatus und gegebenenfalls stattfindenden Nachrichtenwechsel. Studenten, die dort Beiträge veröffentlichen, trauen sich aber genau das nicht. Sie trauen sich, betrunken mit 73245 halbwegs gut aussehenden Menschen rumzumachen, halbnackt durch den Hofgarten zu laufen oder auch mit einer derartigen Kontaktaufnahme zum Gespött ihres Instituts zu werden – aber nicht, auf die Person zuzugehen, auf die sie vielleicht schon wochenlang ein Auge geworfen haben. Sie trauen sich ja anscheinend nicht einmal, Freunde der Person anzusprechen oder einfach nur diese bei Facebook auszustalken. Nein, man muss unbedingt eine dritte „unabhängige“ Partei involvieren, die sich wahrscheinlich ins Fäustchen lacht anhand der vielen merkwürdigen „Spotted“-Gesuche. Und die vielen Studenten, die momentan emsig den „Like“-Button drücken? Was erhofft ihr euch? Dass ihr ausnahmsweise mal die ersten seid, die den heißen Gossip durch die Welt tragen? Oder denkt ihr tatsächlich insgeheim, dass von 30.000 Eingeschriebenen natürlich auch mal ihr gesucht werdet? Und ihr damit endlich euren Seelenverwandten findet? Ein Tipp: Geht doch mal raus. Da gibt’s genug zum Lästern. Vielleicht hat ja auch irgendwann mal jemand den Mumm, euch anzusprechen. Und zwar persönlich.
Was früher eine unter Herzrasen und schlotternden Knien gestammelte Einladung auf einen Kaffee war ist heute das Unpersönlichste geworden, das man sich vorstellen kann: eine Facebook-Nachricht. Andererseits ist diese Anonymität auch ein gewisser Schutzschild…
Es ist halt NOCH anonymer und unpersönlicher als eine Facebook-Nachricht.
Bei uns ist das Phänomen kurz vor dem Wochenende auch aufgetreten und ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Idee an sich gar nicht so übel finde. Ich persönlich erhoffe mir für mich nichts, da ich mich in einer glücklichen Beziehung befinde, aber irgendwie kommt da der Voyeur in mir zum Vorschein. Man möchte doch gerne was zum Klatschen und Tratschen haben in der langweiligen SPSS-Vorlesung ;)
Ich finde es einfach irgendwie kindisch bzw. kennt man die Leute bei den großen Unis doch meist eh nicht … aber der Hype wird bald eh wieder vorbei sein.
Naja, unsere Uni ist nicht so wahnsinnig groß, wir sind nur knappe 4000 Studenten an unserem Standort. Kindisch? Naja, vielleicht ein bisschen. Aber wenn so tatsächlich einsame Herzen zueinander finden würden wäre das irgendwie so cyberromantisch…