Introvert vs. Extrovert

IntrovertExtrovertIch schließe die Haustür auf, laufe die Treppe hoch und denke mir nur „hoffentlich ist niemand da“. Laufe in die WG hinein, alles ist dunkel und ich lasse mich erleichtert auf meine Couch fallen. Ich bin ausgelaugt. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr „socializen“. Ob online oder offline, den ganzen Tag habe ich mich unterhalten, mit Menschen agiert, mein Selbst präsentiert. Anstrengend. Wirklich anstrengend. Es wird Zeit für Alleine-Sein in meinem eigenen Zimmer, meinem Rückzugsort, mit Serien im Bett oder dem Buch in der Hand. Das Konzert, auf das ich eigentlich heute wollte? Wirkt gerade nicht attraktiv. Schon wieder Menschen überall­­. Wenn auch um mich herum und nicht Teil meiner Gruppe, ist es schließlich mal wieder eine dieser Shows, die ich alleine besuche und alleine verlassen werde. Spricht mich doch nie jemand an und auch ich würde niemals auf die Idee kommen, zu jemanden zu gehen und zu sagen „Hey, ebenfalls alleine hier?“. Hinterher wäre die Person noch langweilig, ich müsste mich notgedrungen trotzdem unterhalten und würde sie dann noch auf anderen Konzerten wiedersehen und Smalltalk führen. Reinste Energieverschwendung. 

Wer so denkt, der kann eigentlich nur introvertiert sein. Irgendwann musste ich allerdings mal auf einer Skala von 1 bis 10 angeben, ob ich intro- oder extrovertiert bin und ich wählte lediglich die 5, wie so‘n absoluter Langweiler ohne Entscheidungswille. Seitdem denke ich aber tatsächlich immer mal wieder über diese Frage nach. Denn ja, Fakt ist: ich bin schon irgendwie introvertiert. Soziale Interaktion ist nervenaufreibend für mich, ich bin der „awkward penguin“ in Reinform, der niemals weiß, wie er jemanden begrüßen, verabschieden, trösten oder aufmuntern soll und Menschen bewundert, die offen und unverkrampft agieren. Ich beobachte sehr gerne Gruppen, um für mich herauszufinden, wen dieser Personen ich spannend finde (creepy me) und konzentriere meine Energie lieber auf Menschen, die ich an mich heranlassen kann. Nur wirklich enge Freunde wissen wirklich, was in mir vorgeht und auch das meist nur selektiert.

Gleichzeitig kann ich aber nicht von mir behaupten, dass ich gerne die Ines im Hintergrund bin. Ich bin öfters recht dominant und energisch, organisiere Gruppenaktivitäten und möchte den Ton angeben. Ich will meine Meinung preisgeben und stets die Option haben, in meiner Freizeit gemeinsam Dinge zu unternehmen. Ich rede nicht nur betrunken gerne mal viel, sondern auch, sobald ich merke, dass ich mit Leuten auf einer Wellenlänge bin oder wenn die Situation sonst einfach viel zu unangenehm ist. Ich präsentiere mich online so, dass man nicht alles über mich erfährt, aber doch schon viel herausfinden kann (ich mein‘ hallooo, ich schreibe gerade diesen Text). Damit bin ich schon irgendwie extrovertierter Selbstdarsteller, der gerne Menschen um sich herum hat. Allerdings halt ein verdammt schüchterner, mit dem steten Wunsch im Herzen, bald auch mal wieder für sich zu sein. “Alone, not lonely”, das ist hier wohl die richtige Aussage. Und damit ist es eigentlich auch egal, ob intro- oder extrovertiert.

Introverts, in contrast, may have strong social skills and enjoy parties and business meetings, but after a while wish they were home in their pajamas. They prefer to devote their social energies to close friends, colleagues, and family. They listen more than they talk, think before they speak, and often feel as if they express themselves better in writing than in conversation. Many have a horror of small talk, but enjoy deep discussions.

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15 Kommentare

  1. 31. Oktober 2014 / 11:29

    „Hinterher wäre die Person noch langweilig, ich müsste mich notgedrungen trotzdem unterhalten und würde sie dann noch auf anderen Konzerten wiedersehen und Smalltalk führen. Reinste Energieverschwendung.“ – Beir mir sind es eher die „Internationals“ aber da bin ich ganz deiner Meinung! Und sich zurückzuziehen und abzuschalten ist in dieser digital vernetzten Ära wichtiger denn je, sonst wird man doch wahnsinnig. Introvert oder Extrovert – solange man sich mit seinem Lebensstil wohlfüht ist es eigentlich egal!

  2. 31. Oktober 2014 / 22:32

    Sehr schöner Eintrag, da erkennt man sich auch gut wieder ;) Ich war neulich mit einer Gruppe bei einem Konzert, von denen ich viele (nicht so richtig) kannte. Das hat überhaupt nicht funktioniert, eigentlich wollte ich nur noch weg. Dabei war das Konzert so toll!

    Schönen Urlaub noch :)

  3. ms
    1. November 2014 / 0:15

    Sehr schön! Ich bin manchmal auch gern ganz allein.

  4. 3. November 2014 / 18:17

    Hm gut. Ist man auch introvertiert, wenn man es nach einer Weile anstrengend mit Freunden findet oder ein Arschloch? :O

  5. 24. November 2014 / 22:12

    Lustig: du klickst unbekannterweise bei einem meiner Instagram-Bilder auf „gefällt mir“, ich stöbere natürlich neugierig und folge deinem Link hierher und finde diesen, jenen Artikel…und ich habe gerade eben einen sehr, sehr ähnlichen geschrieben. Amüsierte Grüße!

          • 24. November 2014 / 23:04

            Ja, du hast vollkommen Recht. Ich habe die ganze Sache ja auch nicht mit Intro- und Extrovertiertheit (wat’n scheiss Wort) in Bezug gebracht. Dennoch eine sehr große Ähnlichkeit, die mich verblüfft hat. Und du hast das ganze in noch etwas blumigere Worte gefasst. Fein! Ich bin eben etwas aus der Übung.

  6. 2. Januar 2015 / 20:00

    Liebe Ines,

    ohne dich zu kennen, nur den einen Text vor mir, kann ich sagen: die Frau klingt sympathisch. Scheiß auf die eine oder andere Schublade. Menschen, die nur schwarz oder weiß sind, sind doch eher langweilig.
    Liebe Grüße Juliane

  7. 17. März 2015 / 18:51

    Ouh Ines, wie gut ich dich versteh!
    Wenn mich jemand fragen würde, ob extro- oder introvertiert, würde ich auf der Skala eine glatte neun angeben. Aber halt nicht immer. In 90% der Fälle bin ich lustig, laut, mutig und locker – aber nur so lange bis der Akku leer ist. Und meist geht das dann recht fix. Deshalb bin ich dann eben oft auch nur der stille Beobachter, versuche Situationen einzuordnen und herauszufinden, ob es sich lohnt, mit Menschen zu sprechen. Meistens komme ich zu dem Ergebnis: nein. Nach dem Motto „Ich lass dich in Ruhe, also lass mich bitte im Moment auch allein.“
    Danke fürs Kommentieren mit diesem Link. Ich find’s toll, dass ich da nicht alleine bin :) So. Und jetzt bin ich wieder 30 Minuten unsocial, hoffe, dass in der Zeit der Mitbewohner nicht kommt und ich einfach mal nix reden muss, bevor es dann wieder in die Stadt geht.
    Brummt dir dein Schädel dann auch immer so? Einfach so wegen der Menschen und allem, was damit zusammenhängt?

    • 18. März 2015 / 8:30

      Oh ja, das kenn ich. Nach einem Tag Arbeit bin ich auch nur zu gern immer alleine in der Wohnung und hoffe auf Ruhe…

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