Einen Strandurlaub in Portugal verbringen die meisten an der Algarve. Doch auch für einen Aktivurlaub eignet sich die Region im Süden des Landes: Surfen und Wandern stehen hoch im Kurs. Ich habe im Mai zwei Wochen „Workation“ an der Algarve gemacht und in jeder freien Minute die Gegend erkundet. Was mir besonders gefallen hat, erfahrt ihr hier.
Kurzvorstellung von der Algarve
Die Algarve befindet sich zwischen der Region Alentejo im Norden und Rio Guadiana im Osten Portugals. Im Westen und Süden bildet der Atlantik eine natürliche Grenze. Die Landspitze Cabo de São Vicente bei Sagres ist der südwestlichste Punkt Europas.
Die meisten Tourist:innen halten sich in Strandnähe zwischen Lagos und Faro auf, sodass besonders in Albufeira ein hässlicher Hotelkomplex auf den nächsten folgt. Auf der Suche nach Ruhe hatte ich mir glücklicherweise die Westküste der Algarve ausgesucht, genauer den kleinen Ort Odeceixe mit nur knapp 1.000 Einwohner:innen. Etwas mehr Leben – aber immer noch deutlich weniger als in den Tourihochburgen – bekommt ihr in und um Aljezur. Denn dort sind die Surfhotspots, was einen malerischen Strand nach dem anderen bedeutet, z. B. Praia da Arrifana oder Praia do Amado.
Das Wetter ist ganzjährig gut. In der Algarve werden sogar die meisten Sonnentage Europas gezählt! Dabei wird es aufgrund der Nähe zum Atlantik selten richtig heiß. Von April bis Oktober kommen Wanderfreund:innen an der Algarve auf ihre Kosten.
Anreise & Unterkunft
Ihr erreicht die Algarve per Flugzeug entweder über den Flughafen in Lissabon oder den Flughafen in Faro. Faro dürfte meistens näher an eurer Unterkunft sein. Da Lissabon als portugiesische Hauptstadt aber häufiger angeflogen wird, lohnt es sich durchaus, Verbindungen zu beiden Flughäfen auszuchecken. Die Reise per Zug oder eigenem Auto dürfte den meisten ohne Wohnwagen zu lang und beschwerlich sein, zumal es keine direkte Nachtzugverbindung von Deutschland aus gibt.
Vor Ort empfehle ich einen Mietwagen – zumindest, wenn ihr vor Ort seid, um die Region zu erkunden. Solltet ihr einen Fernwanderweg begehen (s.u.) oder hauptsächlich am Strand liegen wollen, kommt ihr auch gut mit den öffentlichen Bussen zurecht. Wenn ihr selbst fahrt, beachtet, dass in Portugal Maut für Autobahnnutzung gezahlt werden muss. Dafür solltet ihr einen entsprechenden Zähler gleich mitmieten.
An der Westküste ist es üblich, in Ferienwohnungen oder -häusern zu wohnen. Hier gibt es mit ein paar Monaten Vorlauf online tolle Angebote. Die von mir gebuchte Unterkunft wird leider nicht mehr vermietet, aber ihr könnt mal auf aljezur.life schauen, wenn euch die Gegend interessiert.
Tipps zum Wandern an der Algarve
Wenn ihr zum Wandern an die Algarve fahrt, könnt ihr euch auf gut ausgebaute Wege entlang der Küste freuen. Denn mit der „Rota Vincentina“ gibt es 400 km markierte Wanderwege zu entdecken. Der bekannteste ist der knapp 227 km lange Fernwanderweg „Fischerpfad“. Die meisten Wander:innen, denen ihr begegnet, sind deswegen gekommen. Ich fand es durchaus reizvoll, sich die Rosinen vom Fischerpfade herauszupicken und um andere Routen zu ergänzen. Denn der Fischerpfad ist geprägt von Sandwegen, was auf Dauer wirklich anstrengend, und vielleicht auch etwas einseitig, werden kann.
Die Strecke von Carrapateira zum Surferstrand Praia do Amado und dem weitläufigen Badestrand Praia da Bordeira ist ein Beispiel für das oben genannte Mix & Match-Prinzip. Die lange Route mit zusätzlichem Abstecher ins Landesinnere ist 19 km lang Die kürzere über 10 km beschränkt sich auf die Strand-Highlights. Wenn ihr aufs Landesinnere verzichtet, könnt ihr an einem anderen Tag die Seenrunde ab Bordeira machen (15,5 km, 220 Hm, Link zur Route). Die Wanderung ab Carrascalinho nahe Aljezur wirkt auch reizvoll. (13,4 km, 244 Hm, Link zur Route).
Ein anderer schöner Strandabschnitt findet sich vom Praia do Coelha (Aljezur) zum Ribat da Atalaia. Wenn ihr dort entlang der Küste hin und zurück lauft, sind das ca. 10 km.
Eine weitere Wanderung in der Ecke führt vom Ort Vila do Bispo über Praia da Barriga zum Praia do Cordoama (16 km, 330 Hm, Link zur Route). Der Aussichtspunkt Cordoama ist auch ein toller Spot für den Sonnenuntergang – viel weitläufiger und beschaulicher als Cap von Sao Vicente.
Etwas touristischer – aber berechtigt – ist der Ponta Piedade Trail ab Praia do Camilo, ein Holzsteg an der Küste von Lagos, der in Torraltinha an einem Leuchtturm endet. Wir gingen noch weiter durch eine Wohn- und Hotelsiedlung zum Praia do Porto de Mós und wieder entlang des Fischerpfads hoch zum Aussichtspunkt Praia da Luz (11,5 km, 200 Hm, Link zur Route).
Wo wir gerade bei beliebten Wanderwegen an der Küste sind: Der bekannteste ist der voll ausgeschilderte Seven Hanging Valleys Trail (11,5 km, 200 Hm, Link zur Route), wobei sich auch hier die Menschenmassen in Grenzen halten. Wir sind morgens von Praia do Vale de Centeanes gestartet und es tummelte sich erst ab Benagil, wo sich viele Menschen Boote für einen Höhlenausflug mieten. Meines Erachtens ein Muss für euren Algarve-Trip. Also der Wanderweg, nicht die Bootsfahrt. Mir hat der Blick von oben in die Höhle gereicht.
Ihr könnt dann noch einen Abstecher nach Albufeira machen und euch Felsformationen anschauen, die aussehen wie gemalt, beispielsweise am Praia da Rocha Baixinha (auf Englisch Praia da Falésia) oder um den Praia dos Arrifes (5km, Link zur Route).
Ein gutes Ziel für einen Tagesausflug mit deutlich anderer Flora und Fauna ist der Parque Natural da Ria Formosa nahe Faro. Umgeben von Luxusresorts und Golfplätzen geht ihr durch eine Marschlandschaft. Danach könnt ihr euch am weitläufigen Strand von Quinta do Lago entspannen (6,3 km, Link zur Route).
Weiter Richtung Osten als Faro bin ich nicht gefahren, mich hat es sonst eher in den Norden gezogen. Streng genommen nicht mehr in der Algarve, aber direkt am anderen Ufer des Rio Seixe befindet sich nämlich der Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Ich fand die Küstenabschnitte und Wildblumenwiesen hier besonders schön (19,4 km, 200 hm, Link zur Route). Wenn ihr in der Gegend seid, könnt ihr im Kreis Odemira auch noch ein paar weitere Strände abklappern. Der Praia do Carvalhal ist klein und fein, die Aussicht am Praia dos Alteirinhos eine der schönen, die ich im Urlaub hatte.
Und sonst? Finde ich, dass man das langweilige Bergdorf Monchique getrost auslassen kann. Wenn ihr noch einen Tag übrighabt, probiert euch lieber am Surfen. :)
Vegan essen an der Algarve
„Natur top, Kulinarik Flop“ ist mein Eindruck von der Algarve. Das mag daran liegen, dass ich keinen Fisch esse bzw. mittlerweile überhaupt keine tierischen Produkte mehr. Wie für ländliche Regionen üblich gibt es nur wenige vegetarische oder vegane Restaurants an der Algarve und noch weniger mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Folgende Food Places kann ich euch empfehlen:
- Café KOYO Speciality Coffees (Aljezur)
- Bistro Picnic (Sagres)
- Restaurant Estúdio Vegetariano (Lagos)
- Bäckerei All Things Dough (Lagos)
Veganes Essen ist auch in den Supermärkten nur vereinzelt angekommen. Wenn es bei Ersatzprodukten über Hafermilch hinausgehen soll oder ihr vegane Aufstriche sucht, bedarf es etwas Suche. Ich fand die Auswahl bei Aldi oder Lidl, z. B. in Lagos, am besten. In großen E.Leclerc-Märkten solltet ihr auch fündig werden – ist aufgrund der Markenprodukte aber deutlich teurer. Ich war auf jeden Fall froh, dass wir in unserer Ferienwohnung kochen konnten und durch den Mietwagen flexibel waren. Das Essen gehen habe ich mir dann für Lissabon aufgespart.
Wart ihr schon mal an der Algarve? Wenn ja, was hat euch dort besonders gefallen?