Ja zu Studiengebühren? Nein Danke!

unifest bonnIch erinnere mich noch gut daran, wie ich die ersten beiden Semester meines Studiums Studiengebühren zahlen musste und so bei Kosten von 720+ € pro Halbjahr landete. Das fand ich damals extrem viel und ich war froh, als die Gebühren abgeschafft wurden – auch wenn ich im Nachhinein zugeben musste, dass die Lehre durchaus von dem Extrageld profitierte, denn gerade in meiner Philosophischen Fakultät bzw. bei mir im Institut für Anglistik waren die Mittel extrem knapp. Nichtsdestotrotz befürwortete ich die Abschaffung der Studiengebühren, weil das Studium hierzulande sowieso schon eine finanzielle Herausforderung ist – wer weder BAföG noch Unterstützung der Eltern bekommt, kann’s eigentlich vergessen. In den USA ist es ein bisschen anders: die Studiengebühren sind horrend, dafür gibt es aber zig Stipendien, für Leistung, Sport oder ehrenamtliches Engagement. Wer sich die Universität von Haus aus nicht leisten kann, muss extrem reinklotzen, damit er sich mit großen und kleinen Finanzspritzen über Wasser halten kann und keine Schuldenberge anhäuft. Dass mehr Stipendien zur Verfügung stehen, find ich zwar grundsätzlich gut, aber es würde sie natürlich auch gar nicht geben, wenn nicht so hohe Kosten zustande kommen würden. Vielleicht sollte man daher einfach die Studiengebühren abschaffen? Während in Amerika genug Leute genau dafür auf die Straße gehen, scheint es auch Menschen zu geben, die gegenteilig denken. Ich hätte niemals, wirklich niemals, gedacht, dass jemand diese exorbitanten Studiengebühren tatsächlich befürwortet, aber dann entdeckte ich diesen absoluten „Ich hau dich gleich“-Artikel von Alyssa Slicko: „I’m A College Student Who Is Against Free Tuition“. Die Amerikanerin möchte einem weismachen, dass die Stipendien ein ständiger motivierender Ansporn sind. Wer sich anstrengt, der könne sich das Studium auch problemlos leisten. Diese „work hard, earn hard“-Mentalität ist nicht nur grundauf amerkanisch, sie kotzt mich gelinde gesagt an. Muss man alle Menschen schon im Studium zu „Arbeitszombies“ heranziehen? Darf das Studium nicht auch noch ein bisschen „Findungsphase“ sein? Und erzähl mir mal keiner, dass Leistung nur von harter Arbeit abhängt und da nicht IMMER soziales Umfeld und Vitamin B mitspielen. Da kann man echt nur den Kopf schütteln…

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3 Kommentare

  1. 9. Februar 2016 / 19:55

    Haha, ich hatte in einem Diskussionsseminar in Anglistik dieses Thema und da musste man pro und contra tuition argumentieren. Der allerbeste Kommentar eines Kommiltonen der Pro Tuition Gruppe war: Because food isn’t free either :DDDD

  2. Jana
    10. Februar 2016 / 10:04

    Stimme so sehr zu! Habe ja ohne Studiengebühren schon zwei Jobs und brauch trotzdem noch Unterstützung der Eltern…
    Und die Studiengebühren der USA sind eh sowas von übertrieben!

    Aber ich mag die Kommentare darunter. Die sind unserer Meinung von wegen leicht zu sagen, wenn man so privilegiert ist :D

    (Alleine der erste Satz zeigt auch, dass ihr „System“ hier nicht anwendbar wäre: „I worked hard throughout high school to get good grades, to get into college, and to get my tuition paid for. “ – juckt hier halt auch keinen, ob du gut warst oder nicht :D )

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