Review: The Great Faults – Coming Back Soon!!!
Alben mit mehreren unnötigen Ausrufezeichen im Titel werden im Prinzip einfach direkt links liegen gelassen. So wäre auch „Coming Back Soon!!!“ vermutlich niemals angehört worden, wenn es sich bei den verantwortlichen Musikern nicht um die Nachfolgeband von Chelsy handeln würde. Chelsy als kleine, aber feine Indieband ist nun nämlich Geschichte und das anfängliche Nebenprojekt des ehemaligen Frontmanns rückt damit in den Vordergrund: „The Great Faults“ nennen sich die zwei Mülheimer Martin Arlo Kroll und Johannes Woodrow Wagner.
Das in Eigenregie aufgenommene Debüt des Duos besteht aus 11 Songs (+ verstecktes Outro) à 32 Minuten. Ganz schön kurz mag man meinen, „Coming Back Soon!!!“ verschafft einem aber natürlich trotzdem einen guten Überblick über das Können der Band. Gestartet wird mit dem Intro, ein völlig auf Krolls „This is the life …“-Aussagen fixiertes Stück. Schon der erste Hinweis darauf, dass der Gesang das Kernstück der Great Faultschen Musik ist. Weiter geht’s mit „Parades“, eine eingängige, vom Schlagzeug getriebene Indierock-Nummer, die einen dazu einlädt, einen entspannten Sonntagnachmittag im AZ um die Ecke zu verbringen. Die restlichen Songs hauen in eine ähnliche Kerbe: Alles klingt sehr rau und unbearbeitet, man wird nur zu gern in die 70er Jahre versetzt. Dazu ist die Musik reduziert auf das Wesentliche, es gibt keinerlei Spielereien. Nur Vocals, Gitarre, Schlagzeug – perfekt aufeinander abgestimmt (bes. bei „Ring“). Stets gibt es dynamische Melodien zum Mitwippen auf die Ohren, auch das Mitsingen wird den Fans leicht gemacht: Die nicht sonderlich anspruchsvollen Texte prägen sich bereits nach dem ersten Durchlauf ein (vielleicht wurde deswegen auf das Lyrics Sheet verzichtet …). Frenetisch feiern kann man The Great Faults allerdings nicht: Die Lieder sind niemals so schnell, dass man sich dazu ernsthaft bewegen würde. Hin und wieder finden sich bei den Songs sogar balladeske Züge („Light“).
Insgesamt ergeben die Songs auf „Coming Back Soon!!!“ ein rundes Ganzes, jedoch nicht unbedingt mehr: es gibt keine Songs, die hervorstechen und zu viel Ruhe, um die Platte mehr als nur „nebenbei“ zu hören. Das Hitpotential ist also noch nicht besonders ausgeprägt. Doch haben The Great Faults alle Zeit der Welt sich noch etwas weiterzuentwickeln, ein solider Anfang ist schließlich gesetzt. Und vielleicht folgt dann auch mal ein Album ohne Ausrufezeichen.