Ich kann nicht behaupten, ich hätte mir keine Gedanken über 2022 gemacht. Ich habe bereits einige weltpolitische und popkulturelle 2022-Zusammenfassungen von Ukraine-Krieg über Iran Revolution bis hin zu Queen-Ableben gelesen. Meine persönliche Rückschau, in der ich nur für mich Jahr für Jahr Gefühle und Ereignisse niederschreibe, ist seit Tagen fertig. Auch mit meinen musikalischen Best-of-Listen habe ich bereits im November begonnen – mich in dem Zuge sogar umgehört, was ich noch anspielen sollte. Fertig wurde ich allerdings nie so richtig.
Denn ich war 2022 so viel neuer Musik ausgesetzt, dass ich kaum hinterher kam. Und dabei war es nicht nur schiere Masse: Von den Neuerscheinungen wanderten viele Alben in die Regelrotation. Eine erste Playlist mit meinen Favoriten umfasste über 25 Longplayer.
Wiederum gab es aber kein Album, bei dem ich direkt wusste: Das ist es. Das ist das Album des Jahres 2022. Eine Handvoll Anwärter kämpften um den Thron und je nach Laune war mal die eine, mal die andere Scheibe oben. Nach intensivem Hören im Zug habe ich mich nun endlich festgelegt. Vorerst. Wer weiß, wie lange meine jetzige Reihenfolge anhält und welches Album sich langfristig einen Platz in meinem Herzen sichert.
Vermutlich wird mir das Jahr daher vor allen Dingen in Erinnerung bleiben, weil ich wieder regelmäßig Konzerte besuchen konnte. Ob mitten im Pit, entspannt oben auf der Balustrade oder sogar sitzend, ob in Berlin, in Hamburg, Hannover, Köln oder Leipzig, ob bei Bands, die ich vor 10+ Jahren das letzte Mal sah oder bei Künstler:innen, die ich neu entdeckte: Live-Musik hat mir viel Freude bereitet. An mir lag es nicht, dass sich die Konzertlocations nur schlecht füllten, und ich werde diesem Hobby 2023 sicher weiter frönen.
2022 aus musikalischer Sicht in einem Satz: Einmal querbeet.
Top Alben:
1. Betterov – Olympia
2. Pianos Become The Teeth – Drift
3. Cloakroom – Dissolution Wave
4. Birds in Row – Gris Klein
5. Comeback Kid – Heavy Steps
6. Band of Horses – Things are great
7. Drug Church – Hygiene
8. Placebo – Never Let Me Go
9. First Aid Kit – Palomino
10. Death Cab for Cutie – Asphalt Meadows
Wenn ihr diese, und weitere gute, Alben anhören möchtet, geht’s hier zur gesamten Playlist.
Top EPs:
- Royel Otis – Bar & Grill
Hits des Jahres:
- Pianos Become The Teeth – Genevieve
- Palace – Shame On You
- Joy Oladokun – breathe again
- Phantom Bay – Quit Playing the Blues
- Death Cab for Cutie – I Will Follow You Into the Dark
Anzahl Konzerte: Endlich wieder auf Vor-Corona-Niveau: 20 Konzerte + ein dreitägiges Festival
Beste Konzerte:
- Turnstile beim Outbreak Fest
- Basement beim Outbreak Fest
- Phoebe Bridgers im Tempodrom
- Betterov im Huxley’s
- Comeback Kid im SO36
Neu- oder Wiederentdeckung des Jahres:
Neu: Betterov, Death Cab for Cutie and The Magik*Magik Orchestra – Live 2012
Wieder: Placebo, The Gaslight Anthem
Größte Enttäuschungen: Pedro The Lion – Havasu
Erwartungen an 2023: Hab mich überhaupt nicht mit dem Release Schedule auseinandergesetzt, also lasse ich mich wohl überraschen. Hoffentlich kommen noch paar Konzerte hinzu, der Kalender ist noch unangenehm leer.
Wie habt ihr das Jahr 2022 mit Blick auf Musik empfunden?
Das war in diesem Jahr wirklich eine geballte Rückkehr der Live-Musik. Mit meinen Besuchen war ich wieder auf Vor-Corona-Niveau und musste da schon teilweise aussieben, weil es sonst echt zu viel geworden wäre. Die traditionelle Überschneidung in unseren Top-Listen gibt es in diesem Jahr aber nicht – gab ja auch nichts neues von The National ;) Mein Album des Jahres war das neue von Peter Doherty, das hatte sich aber auch schon mit den ersten Tönen schon in meinem Ohr festgesetzt. Und das neue Placebo-Album scheint ja wirklich wieder etwas zu können, das wurde mir ein paar Mal schon gesagt.
Autor
Ich muss sagen, ich hätte gern noch paar mehr besucht, aber die wenigen, die mich noch angesprochen hätten, haben zeitlich nicht reingepasst. Hoffentlich gehts nächstes Jahr so weiter! Ja, die Placebo-LP hat mich positiv überrascht. Ich hör mal in den Doherty rein!