Diese Woche steht ganz im Zeichen der Homosexualitätsdiskussion. Erst verkündet der (verheiratete) Tom Gabel (Against Me!), dass er transsexuell ist und bald den Namen Laura tragen wird, und dann setzt sich US-Präsident Obama auch noch völlig unerwartet für „Same Sex Marriages“ ein. Ob nun in der Musikbranche oder in der Politik: Die darauffolgenden Reaktionen sind ähnlich. Manche Menschen begrüßen so eine klare Meinung, andere wiederum sind verstört und distanzieren sich spürbar.
Dass Homosexualität überhaupt noch Diskussionen verursacht – beim Obama Video sind extra die Kommentare gesperrt – zeigt wohl, dass auch im Jahr 2012, in Zeiten der scheinbaren Weltoffenheit und der „Gender Studies“, es als unnormal angesehen wird, wenn ein Mann einen Mann leidenschaftlich küsst. Oder eine Frau eine Frau heiraten möchte. Und klar, statistisch gesehen ist das auch unnormal; ein Produkt der jahrelangen Unterdrückung gleichgeschlechtlich Interessierter. Davon abgesehen sollte aber doch nichts dabei sein? Wir Menschen haben Grundrechte, wir sind alle gleich. Und dann kommt da dieses „Geschlecht“ (und zwar gender, nicht sex) und sorgt dafür, dass Mädchen Barbies mögen müssen und Jungs Autos. Dass Mädchen sich Brad Pitt in ihr Zimmer hängen und Jungs jeden weiblichen Pornostar erkennen. Dass Mädchen ihr Geld für Schminke und Nagellack raushauen, während der Typ sich schon bei der Parfümauswahl lieber von seiner Mama beraten lässt. Handelt jemand entgegen solcher Normen wird er verdutzt angestarrt („Der Typ da hinten hat sich die Nägel lackiert!“ oder auch „Ist das da eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“). Ist diese Person dann auch noch gleichgeschlechtlich unterwegs, fühlen sich viele in ihrem Weltbild verletzt.
Es ist krass, wie wir alle, gelenkt von der binären Opposition von Mann & Frau, denken und handeln. Ob bewusst oder unterbewusst spielt dabei gar keine Rolle. Klar, die meisten „Twentysomethings“ werden der Trans-, Homo-, A- whatever-Sexualität offen gegenüber stehen. Davon beeinflussen lassen wir uns aber trotzdem. Alle. Jeden Tag. Es wäre doch schön, wenn sich das irgendwann mal ändern würde. Wenn es nichts Besonderes ist, dass sich zwei Mädchen zum Abschied auf dem Bahnsteig küssen und umarmen. Und auch nicht, dass zwei Anzugträger vor dem Traualtar stehen. Damit irgendwann niemand mehr über Sexualität diskutieren muss und auch niemand engstirnig durch die Gegend läuft, braucht es Leute wie Tom Gabel, die offen zu ihrer Sexualität stehen. Und Staatsoberhäupter wie Obama, die vor der Weltöffentlichkeit für gleichgeschlechtliche Ehen kämpfen. Ich respektiere diese beiden Personen. Und hoffe, die prüden Amerikaner drehen dem Barack da keinen Strick raus.
Gender, Transsexualität…super interessante Themen. Habe dazu eine Hausarbeit geschrieben. Hat Spaß gemacht sich da reinzufuchsen.