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Review: Félix J. Palma – Die Landkarte der Zeit

Mit Büchern kann man sich mit Leichtigkeit in andere Welten versetzen. Was das geschriebene Wort mit unseren Gedanken auslösen kann, ist immer wieder erstaunlich. Gerade, wenn wir Romane voller Geheimnisse und Abenteuer lesen, macht unsere Fantasie Purzelbäume.

„Die Landkarte der Zeit“ von Félix J. Palma ist ein solcher Abenteuerroman und spielt mit dem Begriff der Zeitreisen im 19. Jahrhundert.

Im ersten Teil versucht das Londoner „Richkid“ Andrew den Mord von „Jack the Ripper“ an seiner Geliebten rückgängig zu machen. Im zweiten und mittleren Part des Buches verliebt sich dann die nonkonformistische Claire in den Retter der Menschheit aus dem Jahr 2000. Kurz danach trifft sie ihn auf einmal in London wieder … Die beiden Geschichten voller Liebe, Tod und Machtspielchen sind ganz nett zu lesen und es ist bewundernswert, wie sich letztendlich doch alles um den Zeitmaschine“-Autoren H.G. Wells dreht. Damit die Magie-Kritischen nicht schreiend wegrennen müssen, gibt es außerdem plausible Erklärungen für die angeblichen (?) Zeitsprünge.

Was also anfangs lediglich wie ein abgedrehtes Zukunftsspektakel wirkte und dann logisch aufgedeckt wurde, wird allerdings im dritten Teil wirklich völlig abstrus. Dort versucht Inspektor Garret einen Mord aufzuklären, der zweifelsohne mit einer noch nicht erfundenen Waffe begangen wurde. Zusätzlich werden auf einmal Zitate von nicht veröffentlichten Büchern auf Wände gemalt, die Autoren dieser Werke finden sich in einem verwunschenen Haus von Zeitwächtern wieder und H.G. Wells bekommt Briefe von seinem zukünftigen Ich. Was auch immer sich Herr Palma da gedacht hat, dem Leser wird es nicht begreifbar gemacht. Man wird konfrontiert mit lauter verschiedenen Zeitkonzepten und –fragen, neuen Charakteren und moralischen Standpunkten. Verwirrung pur.

Sollte man das Buch also einfach nach den ersten beiden Teilen verschwinden lassen? Nun ja, ein Hassobjekt haben tatsächlich alle drei Geschichten gemeinsam: Den arroganten, besserwisserischen und allwissenden Erzähler. Ständig schiebt er seine  Kommentare dazwischen, damit wir bloß nicht vergessen, dass er uns immer einen Schritt voraus ist. Sätze wie „diese Person hat zwar keine Relevanz mehr, aber ich erzähle trotzdem kurz etwas von ihr“ sind dagegen unnötig und stören den Lesefluss erheblich.

Damit ist „Die Landkarte der Zeit“ ein relativ durchwachsener Abenteuerroman geworden. Félix J. Palma wollte wohl nicht nur unsere Vorstellungskraft anregen, sondern auch gleichzeitig seine Schreibkunst zur Schau stellen und wissenschaftliche bzw. philosophische Fragen aufwerfen. Das war schlicht und einfach zu viel.

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