Now bring me prisoner 24601, your time is up and your parole’s begun …

Review vom Kinofilm „Les Misérables“

Du magst Musicals? Bei all den schon gesehenen Kinofilmen, Konzerten und Theatervorführungen ist ein derart musikalischer Besuch der Schauspielhäuser eine gelungene Abwechslung für dich? Dann gibt es jetzt eine kostengünstige Alternative: Die Verfilmung des über dreißig Jahre alten Musicalgiganten „Les Misérables“. Dank Starbesetzung, drei „Golden Globes“ Trophäen sowie acht „Oscar“-Nominierungen kam man schon in den letzten Wochen nicht an dem Movie vorbei. Heute startet es auch endlich in den deutschen Kinos.

„Les Misérables“ spielt im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Protagonist Jean Valjean (Hugh Jackman) wird nach fast 20 Jahren Haft und Zwangsarbeit entlassen. Obwohl er damals nur wegen eines gestohlenen Laibs Brot festgenommen wurde, ist Inspektor Javert (Russell Crowe) von seiner kriminellen Natur überzeugt und wird Sträfling 24601 weiter im Auge behalten. Trotz seiner Vergangenheit schafft es Valjean zunächst, sich eine neue ehrenwerte Existenz als Fabrikbesitzer und Bürgermeister aufzubauen. Seine geordnete Welt gerät allerdings ins Wanken, als seine Tarnung auffliegt und er vor Javert flüchten muss. Weil der Ex-Gefangene seiner Angestellten Fantine (Anne Hathaway) am Totenbett versprochen hat, ihre Tochter Cosette großzuziehen, ist er zusammen mit ihr auf der Flucht. Das geht einige Jahre gut, doch in Paris verkompliziert sich die Lage: 1832 steht die Stadt erneut vor der Revolution und Cosette verliebt sich auf den ersten Blick in den Aufständischen Marius (Eddie Redmayne). Natürlich ist auch Javert wieder vor Ort …

Die Handlung wird fast ausschließlich durch Gesang erzählt und die während des Drehs aufgenommenen Songs sind die klare Stärke von „Les Mis“: Hugh Jackman kann schon in der Anfangssequenz überzeugen, als der sichtlich geschwächte Häftling angestrengt seine Töne hervorpresst; Russell Crowes eigenwillige Stimmfarbe glänzt später voller Verzweiflung. Ihre dramatische Darstellung von „I dreamed a dream“ redet Anne Hathaway zwar gern herunter („I sing all the time, I cry all the time, I’ve had a whole life of preparation for this!”), sie wird aber definitiv zurecht in höchsten Tönen gelobt. Und ob Newcomer Eddie Redmaynes Interpretation von „Empty Chairs and Empty Tables“ oder das berührende „On my own“ von Musicaldarstellerin Samantha Barks – so wirklich schlecht ist keine der Nummern. Zusammen mit der wirklich brillanten Bildkomposition ergibt sich demnach auch ein sehr stimmiges Gesamtbild, welches jegliche Bühnenproduktion mit Leichtigkeit in den Schatten stellt.

Der positive Eindruck wird leider dadurch getrübt, dass man sich sehr lange 157 Minuten am Stück konzentrieren muss, um die Handlung zu verstehen. Da helfen auch die (leicht übertriebenen) „comic relief“-Szenen von Helena Bonham Carter und Sascha Baron Cohen nichts mehr. Wenn man entweder durchgehend angestrengt zuhört (OV-Version) oder fleißig mitliest (die deutsche Version ist wohl nicht synchronisiert, sondern untertitelt), geht man doch relativ geschafft aus dem Kinosaal – aber immerhin mit einem guten Ohrwurm!

Ach und falls das noch nicht deutlich geworden ist: Du magst keine Musicals? Gesang, Schauspiel und Tanz zugleich sind dir zu viel? Dann mach bloß einen großen Bogen um „Les Misérables“!

The color of the world
Is changing
Day by day… 
Red – the blood of angry men! 
Black – the dark of ages past! 
Red – a world about to dawn! 
Black – the night that ends at last! 

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