3 Gründe, wieso das Gilmore Girls Revival schrecklich ist

Gilmore Girls RevivalEigentlich habe ich von dem Gilmore Girls Revival gar nicht so viel erwartet. Ein paar neue „Feel Good Szenen“, ein Wiederverlieben in Stars Hollow mit seinen Charakteren und ein Einblick in die aktuelle amerikanische Popkultur hätten mir schon gereicht. Letzten Endes war ich nach den 4 mal 90 Minuten von „A Year in the Life“ aber doch deutlich frustrierter als ich gedacht hätte und habe kurz überlegt, mit meinem Rant eine Youtube-Karriere zu starten. Tage später habe ich mich etwas beruhigt, kann das Ganze aber trotzdem nicht einfach so liegen lassen. Wieso ich so unbegeistert bin, erfahrt ihr daher in meiner nun folgenden Kritikliste zum kompletten Gilmore Girls Revival (inklusive Spoilern).

Die Länge

90 Minuten alias Spielfilmlänge sind kein gutes Format für die Gilmore Girls. Ich weiß gar nicht, wie viele unnötige Szenen es gab, die absolut nichts zum Handlungsverlauf beigetragen haben. Während solch zusammenhanglosen Stücke sonst wenigstens unterhaltsam und/oder lustig waren, übte man sich hier maximal im Fremdschämen. Die Pool-Szenen, das extrem in die Länge gezogene Musical? Bitte nicht. Und dann die ganzen Andeutungen, die nicht noch einmal aufgegriffen wurden. Ob der angebliche Brief von Lorelai an Emily oder die GQ Geschichte, es gab unzählige Filler, aus denen mehr hätte gemacht werden können.

Die unnötigen Cameos

Klar, das Publikum erfreut sich an jedem alten wiederkehrenden Charakter. Ein paar Cameos bereicherten das Gilmore Girls Revival auch durchaus. Kirks Hochzeitsumsetzung war Zucker, Paris hat Spaß gemacht, Michel auch, Sookie musste sein. Aber wieso eine Lane implementieren, die genau nichts zu der Story beiträgt? Wieso eine Miss Patty mitspielen lassen, wenn sie nicht einmal dem Musicalbeirat beisitzt? Warum muss Dean vorkommen, obwohl die ganze Geschichte dreitausend Jahre her ist und Rorys „du warst der beste Boyfriend ever“ Gelaber nur noch peinlich wirkt?

Die fehlende Charakter-Entwicklung

Es gab so unglaublich wenig character development bzw. nur wenig plausible Weiterentwicklungen der Rollen im Gilmore Girls Revival:

Gilmore Girls Revival EmilyBei Emily ist es eigentlich noch am besten gelungen. Jeder versteht, dass sie ihr Leben nach Richards Tod umkrempeln will, auch wenn ich persönlich ihr dieses komplette Entsagen aller gesellschaftlichen Konventionen nicht abnehme. Außerdem kann diese unsäglich nervige Haushälterin mit ihrer unverständlichen Sprache doch nicht ihr Ernst sein. Und dass sie am Ende Lorelai durch Geld dazu zwingt, sie an ihrem neuen Wohnort zu besuchen, ist einfach nur traurig. Sollte das nicht langsam auf freiwilliger Basis klappen?

Gilmore Girls Revival Emily Lorelai LukeLorelai ist so kindisch wie eh und je. Unfassbar, dass es Luke immer noch mit ihr aushält. Aber wenn sowieso keine Spannungsbögen in den neuen Folgen vorhanden sind, wieso müssen wir im Revival schon wieder einen Clinch zwischen den beiden miterleben? Eine nicht wirklich plausible Babydiskussion, zwei Kommunikationsprobleme und schon ist Kein-Sport-lieber-Junkfood Lorelai auf „Wild“-Wandermission? Oh come on. Und dann auch noch die Hochzeit. Hätte das nicht wenigstens eine kitschige Happy End Feier mit allen Stars Hollow Bewohnern werden können anstatt eine komische Glitzerwunderwelt im kleinsten Kreis ohne Emily und mit Rory im Schlafanzug?

Gilmore Girls Revival RoryAh, and don‘t get me started on Rory. Die kleine Gilmore war nie mein Lieblingscharakter. Konnte ich mich anfangs noch in sie hineinversetzen (Bücher und so), wurde sie schon in den regulären Staffeln immer anstrengender und traf einige diskutable Entscheidungen. Aber jetzt? Puh. Als ewig gelobte Yale-Absolventin und Obama-Kampagnenbegleiterin auch mit 32 noch keinen Job gefunden zu haben, sich auf einem einzigen New-York-Times-Stück auszuruhen und munter mit dem Geld anderer durch die Welt zu jetten, macht ihre Rolle weder sympathisch noch authentisch. Wo ist ihr sonst stets geschilderter Ehrgeiz geblieben? Und dann die ganze Geschichte mit Logan. Erst lehnt sie ihn ab, um dann 10 Jahre später seine Mistress zu spielen und ganz offensichtlich mehr zu empfinden? Zeitgleich ständig den irrelevanten Paul/Pete betrügend, der nicht mal wichtig genug ist, um Schluss zu machen? Jetzt auch noch schwanger, um komplett ihrer Mutter nachzueifern, obwohl die beiden grundverschieden sind? Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie doppelt so alt wie Lorelai damals ist? Kaum zu glauben, dass aus Rory mit den großen Karriereträumen eine schwangere Dorf-Arbeitslose wird. Und nein, daran wird wohl auch kaum ihr Buch was ändern. Wer sich ein bisschen mit der Verlagsbranche beschäftigt, wird wissen, dass es mehr als schwierig ist Fuß zu fassen. Da helfen maximal die Huntzbergers. Wo ich beim nächsten Punkt wäre.

Gilmore Girls Revival Rory LoganLogan hat wegen Rory seine alte Welt verachtet und sie mit ihr zu was Besserem gemacht. Jetzt findet er sich auf einmal wieder komplett im alten Verhaltensmuster wieder? Niemals! In meiner heilen Gilmore Girls Welt sind er und Rory zusammen und kümmern sich rührend um Lorelai III. Da kann Amy Sherman-Palladino noch so auf Jess als „Endgame“ anspielen. Rory ist nicht Lorelai, Logan ist nicht Christopher und Jess nicht Luke. Da gibt es einen wunderbaren Rant auf Tumblr zu, dem ich komplett zustimme, sodass ich hier gar nicht mehr sagen muss.

Ich weiß, das klingt jetzt alles etwas pathetisch. Aber wenn man sich der Serie so viele Jahre gewidmet hat, wünscht man sich irgendwie ein besseres Outcome. Ich kann auch gar nicht verstehen, dass a) die meisten Fans und Kritiker die Episoden gut finden und teilweise angeben, sie hätten bei der Hochzeit vor Freude geheult oder b) sich noch weitere Folgen wünschen. Ich für meinen Teil hätte im Nachhinein lieber gar nichts Neues gehabt. Das Gilmore Girls Revival ist so doch einfach nur willkommene Promo für die Netflix Eigenproduktionen sowie eine botoxfinanzierende Geldmaschine für die sonst nicht mehr sonderlich erfolgreichen Schauspielerinnen Graham und Bledel. Wobei Lauren Graham das Ganze auch noch ganz wunderbar als Promo für ihr Buch nutzt, das, oh Wunder, natürlich Behind-The-Scenes-Insights von den Gilmore Girls beinhaltet. Ich weiß, wer es sich nicht kauft – und sich auch das Revival nie wieder ansehen wird.

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7 Kommentare

  1. 1. Dezember 2016 / 22:46

    Scheint ja der gleiche Reinfall gewesen zu sein wie bei der Akte X Revival Staffel. Was ja dann insgesamt ungutes für Twin Peaks im nächsten Jahr erwarten lässt :/

    • 2. Dezember 2016 / 10:59

      Da bin ich zum Glück nie richtig reingekommen – aber ja, im Endeffekt spar ich mir so Revivals lieber…

  2. 2. Dezember 2016 / 11:27

    kann dir nur zustimmen, für mich hat es sich angefühlt, als hätten sie es hastig in genau diesen 4 x 90 minuten aus dem ärmel geschüttelt… inkonsequent, vergesslich und großteils unnütz, absolut. danke für deine gedanken, bloglovin aktiviert :)

  3. 2. Februar 2020 / 15:14

    Auch ich bin enttäuscht. Diese 4 mal 90 Minuten haben keine Handlung. Dieses leichte, was in allen Staffeln war, ist weg. Mich nervt, das Botox Gesicht, von Luke und Lorelei. Die Neue Stimme von Emely ist grauenhaft. Ihren Schmerz kann man sehr gut fühlen. Das sie aber dieses dumme Hausmädchen hat, was die ganze Familie ins Haus bringt, nervt. Alles, was die ganzen 7 Staffeln ausgemacht haben, ist weg. Schaue nur noch die Staffeln. Und selbst die 7 Staffel, fängt an zu nerven. Man merkt sehr gut, das Paladino nicht mehr dabei war.

    Alles in allem, fehlt mir die Leichtigkeit und der Humor, der in den Staffeln 1 bis 7 zu hören und spüren war. Es wirkt alles durch einander. Wie gewollt aber nichts gekonnt. Die Schauspieler wurden Neu erfunden. Zu sehen, sind nicht, die Schauspieler, wie sie immer waren. Lorelei ist bekannt, für Pfädnäpfchen. Dafür lieben wir sie, jedoch, was sie sagte, auf der Beerdigung des Vaters (Das der Vater sie im Koffer mit genommen hat und sie Sex mit 15 j auf einer Sofa hatte) ist das aller letzte.
    Diese 4 mal 90 min hätte man sich sparen können. Ein Reinfall.

  4. Lisa
    19. April 2020 / 12:38

    Ich muss zugeben, dass ich am Ende der letzten Folge wirklich dringend eine Fortsetzung wünschte. Nur liegt das wahrscheinlich daran, dass ich die letzten Monate mit Gilmore Girls verbrachte und einfach weiterschauen wollte. Mir sind die ganzen Kritikpunkte auch aufgefallen, jedoch waren sie mir nicht so wichtig. Doch einen Tag später hege ich gemischte Gefühle.
    An sich fand ich es ja sogar gut, dass Rorys Leben nicht perfekt verläuft. Immerhin hatte sie so nicht dieses perfekte Wunschleben (also schulisch etc gesehen). Nur hätte man diese Grundlage anders nutzen können und müssen. Denn ihr Verhalten war ansonsten einfach nicht authentisch.
    Ich bin ganz klar „TeamLogan. Aber nun mal vor allem weil ich ihn einfach mag, er sie normalerweise auch immer unterstützte und er die wirklich liebte. Für Rory veränderte er sich wirklich. Nur scheint diese Entwicklung komplett verloren gegangen sein. Es scheint so, als bräuchte er Rory neben seiner Verlobten. Dann soll er sich einfach mal entscheiden…
    Ich hoffe trotz allem wirklich auf eine Fortsetzung/Spin-Off in der Zukunft, die das ganze rettet und so einige Fragen beantwortet. Ansonsten leben für mich Rory mit Logan + Tochter/Sohn glücklich in London oder New York.

    • 26. April 2020 / 19:58

      Das mit dem „immer und immer weiterschauen“ kann ich natürlich verstehen. Aber ich glaube, sollte es NOCH ein Spin-Off geben, wäre ich tatsächlich sogar eisern genug, es mir nicht anzuschauen. Da schau ich lieber zum 82702. Mal alte Episoden!

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