London ist nach Wien die europäische Stadt, die ich am häufigsten besucht habe. Aus gutem Grund: Auch nach zehn Malen wird die britische Hauptstadt einfach nicht langweilig. Damit ihr euch aber bei einem erneuten London-Trip nicht nur dem Essen widmet – geben wir es zu, je häufiger man irgendwo war, desto mehr sucht man nur noch nach #foodporn – stelle ich euch hier ein paar Dinge vor, die auch wahre London-Fans bisher nicht gemacht oder gesehen haben könnten: Ob Stadtteile, Aussichtspunkte, Aktivitäten oder Street Art, es gibt immer noch viel zu entdecken. Und keine Sorge, empfehlenswerten Restaurants widme ich mich natürlich auch. Zunächst aber noch kurz die Basics, weil man nach etwas längerer London-Pause ja doch nicht mehr genau Bescheid weiß und fieberhaft nach dem perfekten ÖPNV-Tarif sucht.
Letztes Update: Juli 2023
Anreise, Unterkunft + ÖPNV
Mit fünf Flughäfen steuern alle relevanten Fluggesellschaften London an. Wer sich, wie wohl die meisten Privatbesucher:innen, für die Low-Cost-Airlines entscheidet, landet höchstwahrscheinlich in Stansted, sprich 60 km nordöstlich von London. Bucht für größtmögliche Kosteneffektivität auf jeden Fall den Transfer vorab, zumindest von Luton, Gatwick und Stansted aus, und nehmt nach Möglichkeit lieber Zug als Bus, denn die Straßen nach London sind einfach viel zu voll. Wer will seinen Urlaub schon mit einem dicken Stau starten… Von Heathrow ist es dank direkter U-Bahn-Anbindung natürlich etwas einfacher.
Vor Ort bewegt ihr euch am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, d.h. insbesondere mit der Londoner Underground-Bahn. Ihr habt zwei Preis- bzw. Tarifoptionen: Eine über Jahre verwendbare Oyster Card, für deren Anschaffung ihr aktuell £5 zahlt, ist dafür immer die Grundlage, denn mit ihr spart ihr fast die Hälfte des Ticketpreises im Vergleich zu regulären Einzel- und Tagestickets. Entweder ladet ihr sie mit einer sogenannten Travelcard für sieben Tage auf, die einmalig £40,70 kostet, oder ihr zahlt „pay as you go“ und damit in den ersten beiden Zonen £3,40 pro Fahrt mit einem Maximum von täglich £8,10 (quasi das Tagesticket). Die 7-Tage-Travelcard ist also ab ca. fünf Tagen oder bei Reisen ins Umland eine Option, die sich durchzurechnen lohnt.
Was die Unterkunft angeht, so müsst ihr euch drauf einstellen, dass in London bei geringerem Standard deutlich höhere Preise aufgerufen werden als in Deutschland. Airbnb lohnen meist erst ab vier Personen. Hostels gehen für alle, die sich noch ein Bad teilen wollen – wobei es sich hier sehr lohnt, die Bewertungen zu checken. Für Hotels gibt es immer mal wieder verhältnismäßig gute Angebote in nicht ganz so populären Bereichen oder außerhalb der ersten beiden Zonen. Mit etwas mehr Vorlauf könntet ihr auch Glück mit einem der zahlreichen Hotels Ecke Bakerloo/Marylebone haben. Abends ist es dort sehr ruhig, aber sonst eine gute Ausgangslage.
Noch eine letzte Sache: Wenn ihr eine vernünftige Kreditkarte habt (kontaktlos zahlen <3) braucht ihr quasi kein Bargeld. Eigentlich benötigt ihr es nur bei Ständen der vielen beliebten Straßenmärkte oder für die Comedy-Show, von der ich euch unten erzähle. Zu zweit kamen wir 2017 in vier Tagen mit 50 £ aus, 2018 wäre ich mit 20 £ locker ausgekommen, 2023 habe ich überhaupt nichts gebraucht. Und ja, das bezieht sich leider nur aufs Bargeld. ;)
London-Basics
Bevor ich nun mit meinen Tipps für London-Aktivitäten starte, sei gesagt, dass sie sich auf Leute beziehen, die das „Grundprogramm“ bereits in mindestens drei bis fünf Tagen absolviert und entsprechend die populärsten Sehenswürdigkeiten gesehen haben. Das heißt, ich gehe davon aus, dass ihr folgende Dinge schon kennt:
Buckingham Palace + James Park // Big Ben, Westminster Abbey + London Eye // St. Paul’s Cathedral // Tate Modern // Tower Bridge + Tower of London // Piccadilly Circus + China Town + Covent Garden // Hyde Park
Zugegeben, ich war tatsächlich noch nie im Tower of London oder auf dem London Eye. Reizt mich irgendwie nicht. Vielleicht seid ihr an den o. g. Dingen ebenfalls nur vorbeigegangen und habt euch nicht alles im Detail angeschaut, das ist völlig okay – wie viel Zeit ihr diesen „Attraktionen“ widmen wollt, ist schließlich einzig und allein euch überlassen. Ich fand zum Beispiel den Aufstieg auf die Kuppel der St. Paul’s Cathedral dank Höhenangst so furchteinflößend, dass ich das sicherlich nicht jeder Person empfehlen würde. Aber ein Hingucker ist die Kirche trotzdem. Und daneben gibt es den Reflection Garden, ein hübsches Fotomotiv.
Eigentlich gilt letzteres für alle Sehenswürdigkeiten, daher empfinde ich einen Spaziergang an der Themse auch immer noch als Top-Start in einen London-Urlaub. Zum Beispiel vom Picadilly Circus über Chinatown und Covent Garden bis hin zur Themse an der Waterloo Bridge/Ecke King’s College. Dann über die Millenium Bridge – gern mit einem Abstecher zum Aufwärmen und Entspannen in die Tate Modern – bis hin zur London Bridge U-Bahn-Station mit Blick auf die Tower Bridge. Wenn man zwischendurch munter die Seiten wechselt, tun die Füße danach gut weh und man fällt müde, aber glücklich, aufgrund der vielen Eindrücke ins Bett. Am nächsten Tag ist dann mit neuer Energie Zeit für Neues!
London-Tipps für Vielbesucher:innen
London-Fans wissen: die Stadt erkundet sich am besten mit einem Spaziergang und so läuft man gern mal 10 bis 15 km pro Tag. Ich habe gleich drei verschiedene Routen für euch, um die britische Hauptstadt per pedes (noch) besser kennenzulernen:
1) Primrose Hill & der Norden Londons – oder auch entlang des Regent’s Canal
Für einen schönen Blick auf die Stadt könnt ihr den Primrose Hill erklimmen (Haltestelle: London Zoo, direkt neben dem Regent’s Park). Wirklich hoch ist der Hügel nicht, sondern vielmehr ein netter kleiner Park, der innerhalb der Woche vornehmlich von Joggern und Hundebesitzern aufgesucht wird. Von dort aus geht‘s zum Regent’s Canal. Quasi unterhalb der gängigen Straßen könnt ihr hier kilometerlang durch London laufen. Bis zur neu hochgezogenen Shopping-Gegend am Coal Drops Yard Ecke King’s Cross dürften es ca. 10 Kilometer sein. Zwischendurch kommt ihr auch an Camden vorbei, falls ihr euch einen Happen zu Essen holen wollt. Ansonsten ist der Stadtteil mittlerweile zum Billigshop-Mekka verkommen.
Übrigens, wo wir gerade bei pittoresken Hügeln sind: Hampstead Heath ist in anderer netter Park im Norden Londons, der es mit seiner Aussicht sogar auf das „Wilder Mind“ Cover von Mumford & Sons geschafft hat. Dort gibt es auch den pittoresken „The Hill Garden and Pegola“ – laut einer Google-Rezension „eine Oase der Ruhe in London“.
2) Shoreditch
Shoreditch und Spitalfields sind quasi das neue Camden. Hier gibt’s Street Art, coole kleine Shops und abends überfüllte Bars für die Feierfreund:innen unter uns. Am besten lasst ihr euch einfach mal durch den Stadtteil treiben. Lohnenswerte Punkte für euer Google Maps: Boxpark für Shops, Brick Lane oder Pump Street Food Market für Essen, unter anderem Redchurch Street, Rivington Street, Princelet Street und Hanbury Street für professionelles Graffiti und damit coole Fotohintergründe. Manche London-Besucher schwärmen übrigens auch von Hackney und Brixton – zusammen mit Shoreditch sind sie die „up-and-coming neighborhoods“. Mir persönlich sagt Shoreditch am meisten zu.
3) Notting Hill
Der Luxus-Stadtteil Notting Hill ist natürlich allen Julia-Roberts-Fans ein Begriff und dadurch wahrlich kein Geheimtipp mehr, was sich besonders am Wochenende bemerkbar macht.
Anstatt wie viele andere aber nur einen kurzen Abstecher in die fotogene Portobello Road zu machen oder den samstäglichen Antiquitätenmarkt zu besuchen, nehmt euch die Zeit, den Bezirk Kensington and Chelsea genauer zu erkunden. Auch die nicht so bunten Häuser sind wunderschön und es folgt ein gepflegter Vorgarten (mit Magnolienbäumen <3) auf den nächsten. Außerdem gibt es den durch Pinterest bekanntgeworden, von Pflanzen überwucherten Pub „The Churchill Arms“ zu bewundern.
So, jetzt wollt ihr aber ja nicht den ganzen Tag nur durch die Gegend laufen, sondern auch etwas anschauen. Zu den zig Museen wie dem British Museum oder dem Natural History Museum schweige ich lieber – ich bin einfach nicht der Typ für Galerien und die wenigsten Museen sagen mir zu –, sondern stelle euch drei besondere Aktivitäten vor:
1) Sky Garden
„Sky Garden“ ist ein drei Stockwerke hoher Indoor-Garten in der 35. Etage und bietet einen 360 Grad Blick auf die Stadt, was natürlich besonders beim Sonnenauf und -untergang ganz fabelhaft aussieht. Der Eintritt ist frei, die Besucherzahlen sind begrenzt und damit gibt es genau nichts, was gegen einen Besuch spricht. Aufgrund der maximalen Besuchermenge müsst ihr allerdings euren Besuch vorher online anmelden. Tickets werden jeweils drei Tage vorher freigeschaltet und sind immer in Windeseile weg.
Wer ganz den Pflanzen verfallen ist, kann auch einen Ausflug in die Kew Gardens machen, die Königlichen Botanischen Gärten. Aber Achtung: ihr verlasst dann mit dem ÖPNV die gewohnten Innenstadtzonen! Weil der Weg irgendwie immer ein Stück zu weit ist, habe ich es dorthin bisher noch nicht geschafft. Aber mich würd echt mal interessieren, ob die knapp £20 Eintritt lohnen.
2) Outernet
Outernet London ist laut eigener Aussage ein „immersive entertainment district“ mitten in der Stadt. Als ich dort war, konnte ich mir kostenlos verschiedene Lichtshows und Erzählungen anschauen. Ich stand in dem Raum bestimmt eine halbe Stunde und habe sehr viele Fotos und Videos gemacht. Ist einen Abstecher wert, zumal solche Erlebnisse normalerweise ordentlich kosten.
3) Angel Comedy Club
In Berlin habe ich immer mal wieder Stand-Up-Comedy-Shows von aufstrebenden internationalen Comedians besucht und empfinde dies als willkommenen Gute-Laune-Zeitvertreib, der erfreulicherweise auch noch wenig kostet. Da die Stand-Up-Szene vor allen Dingen aus dem englischsprachigen Raum kommt, gibt es natürlich auch in London ähnliche Angebote.
Eine Institution ist der „Angel Comedy Club“, der in Islington in den Pubs „The Bill Murray“ und „The Camden Head“ heimisch ist. Ich habe mich dort ganz gut amüsiert und fand es besser als die Soho Comedy Factory. Wichtig ist: Seid zeitig da! Als wir damals 1,5 Stunden vor Showbeginn beim „The Bill Murray“ waren, war der Raum kurz danach voll, da nicht einmal 100 Leute dort hinein passen.
Als kulturelle Alternativen bieten sich natürlich immer die zahlreichen Musicals der Stadt an. Wenn ihr euch am Tag selbst an der jeweiligen Theaterkasse anstellt, kann man ganz gute Schnäppchen machen. Ansonsten gehe ich auch immer gerne ins Kino, weil Originalversionen in London natürlich an der Tagesordnung sind.
Vegetarisch essen gehen in London
Seid ihr schon verhungert? Dann hier noch kurz und schmerzlos ein paar Essenstipps für London:
- Bagels auf die Hand und Schokobrötchen von Beigel Bake (Shoreditch)
- Frühstücken im The Breakfast Club (u. a. Soho) – es kann zu Wartezeiten kommen
- Rein vegan frühstücken im Gallery Café (Bethnal Green) und WAVE (Hackney)
- Frische Säfte bei Joe & the Juice (fast überall) für den Energy Push zwischendurch
- Vegane Kebabs von What the pitta (Shoreditch, Camden)
- Libanesisch dinieren aka Hummus & Falafel Heaven bei Yalla Yalla (Soho)
- Indisch essen bei Dishoom (u. a. Shoreditch) – auch wenn die Attitüde der Kellner nervt, weil man ohne Reservierung aus Prinzip warten muss, das Essen ist spitze. Günstiger und eher imbissartig indisch essen könnt ihr bei Govinda’s Pure Vegetarian Food (Soho).
- Kuchen, Cupcakes und Pastry bei Crumbs and Doilies (Carnaby Street), Dominique Ansel Bakery (Victoria) oder Fabrique Bakery (u. a. Covent Garden, Notting Hill)
- Allerlei Auswahl bei den meiner Meinung nach besten zwei Food-Märkten Londons: Borough Market (Southwark) und Old Spitalfields Market (Spitalfields/Liverpool Street Station)
Wenn ihr das alles schon gesehen bzw. probiert habt oder ihr bei eurem nächsten Besuch unverständlicherweise zu schnell genug von London habt, dann plant doch mal einen Tagesausflug nach Greenwich (40 Min., gut mit ÖPNV-Fähre über die Themse kombinierbar) oder Brighton (60 Min., für Schön-Wetter-Tage) ein. Ich sag‘ ja: langweilig wird’s nicht!
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