Zugegeben, Teneriffa habe ich lange als „yet another“ kanarische Insel mit zu vielen Kreuzfahrt-Tourist:innen abgestempelt. Dann war ich auf Madeira, ganz fasziniert von der Naturvielfalt und meine Familie machte mir unmissverständlich klar, dass ich auf Teneriffa Ähnliches erleben könnte – mit Schönwettergarantie und mehr Badegelegenheiten. Also flog ich neugierig und voller Erwartungen im Mai 2021 für acht Tage dorthin. Ich kam beeindruckt von den abwechslungsreichen Landschaften zurück.
In diesem Blogbeitrag bringe ich euch Teneriffa als Reiseziel näher und wappne euch für einen ersten Urlaub dort. Acht Tage waren natürlich nicht wahnsinnig lang für die Erkundung der größten kanarischen Insel, doch sie reichten aus, um – nach einer ausgiebigen Recherche im Vorfeld – weite Teile Teneriffas kennenzulernen.
Kurzvorstellung von Teneriffa
Teneriffa liegt etwa 200 Kilometer westlich von Marokko im Atlantik und hat über 800.000 Einwohner, von denen gut 200.000 in den nördlichen Städten La Laguna und Santa Cruz de Tenerife leben.
Das ganzjährige frühlingshafte Klima – Durchschnittstemperatur 23 Grad! – und die verschiedenen Höhenlagen sorgen für eine überragende Pflanzen- und Tiervielfalt. Über 800 auf der Welt einzigartige Tier- und Pflanzenarten finden sich auf Teneriffa. Die Vegetation ändert sich bei Fahrt über die Insel ständig: Es gibt Palmen, Sandstrände und Sukkulentenbuschlandschaften, Pinienwälder, feuchte Lorbeerwälder sowie fürs Hochgebirge angepasste Flora. Die Landschaft mit ihren Gebirgsmassiven ist vom Vulkanismus geprägt. Mit dem Teide (3.718 Meter) besitzt Teneriffa sogar den höchsten Gipfel Spaniens. Angst vor Ausbrüchen braucht ihr dabei nicht haben: der letzte Vulkanausbruch ist über 100 Jahre her.
Kein Wunder, dass eine solche Vielfalt Tourist:innen anlockt: Vor Corona waren es bis zu fünf Millionen Menschen jährlich, sodass die Tourismus-Industrie der wichtigste Wirtschaftsfaktor Teneriffas ist. Die meist deutschen, spanischen und britischen Urlauber:innen konzentrieren sich vornehmlich auf drei große Gebiete: den Süden mit seinen weißen Sandstränden, exklusiven Unterkünften und niedlichen Bergdörfern in Reichweite, die Metropolregion Santa Cruz–La Laguna, wo auch die Kreuzfahrtschiffe halten, sowie den Norden mit seiner beeindruckenden Landschaft.
Bei der Auflistung möglicher Aktivitäten teile ich die Insel granularer, damit ihr euch bei der virtuellen Urlaubsplanung leichter zurechtfindet: Mit der Landesmitte meine ich die Region rund um den Nationalpark El Teide. Der Süden geht vom Flughafen Teneriffa Süd bis Los Gigantes. Der als Isla Baja bezeichnete Nordwesten Teneriffas startet mit Eintritt in den Landschaftspark Teno und besteht u.a. aus den Gemeinden Buenavista del Norte und Garachico. Der Norden Teneriffas geht von Isla Baja über das Tal La Orotava, Taganana und Santa Cruz bis nach Candelaria. Der Rest zählt zum Osten, der hier nicht groß weiter thematisiert wird. ;)
Quellenangabe: Alle hier genannten Statistiken sind von der offiziellen Tourismus-Website von Teneriffa, die viele interessante Infos zur Insel bietet – auch wenn man sich durch die unzähligen Unterseiten einen Wolf klickt.
Anreise & Unterkunft
Wer von Deutschland kommt, landet nach ca. fünf Stunden am Flughafen Teneriffa Süd. Der zweite Flughafen im Norden wird hauptsächlich aus Spanien angeflogen. Aber keine Sorge, die Insel ist schnell zu umfahren, im Grunde ist man in unter zwei Stunden Fahrzeit überall. Ein Mietwagen ist als Individualurlauber:in definitiv zu empfehlen!
Unterkunftstechnisch gibt es hauptsächlich Luxus-Hotels und Ferienwohnungen. Durch die kurzen Distanzen könnt ihr easy an einem Ort bleiben. Die meisten hypen den Norden, ich fand aber z. B. an unserer Unterkunft im Süden attraktiv, dass es abends noch warm genug war, um entspannt auf der Terrasse abzuhängen. Schaut einfach vorher, was ihr unbedingt sehen wollt, von wo ihr dort jeweils wie lange braucht und sucht euch ein schönes, ruhiges Apartment in der Nähe.
Diese Vorbereitung hilft euch auch in anderen Belangen: Die Massen an Besucher:innen sind eine große Herausforderung für die Umwelt. Aus diesem Grund gibt es für bestimmte Ziele in den Nationalparks Zugangsbeschränkungen, u.a. für den Teide, das Anaga-Gebirge oder diverse Schluchten. Hier müsst ihr euch teils mehrere Monate im Voraus anmelden, um eines der begehrten Tickets zu erhalten. Lieber direkt nach Flugbuchung mit der Planung beginnen.
Aktivitäten & Sehenswürdigkeiten auf Teneriffa
Mein Ziel des Teneriffa-Urlaubs: Durch verschiedene Wanderungen die Vegetationsvielfalt der Insel kennenlernen. Dadurch finden sich auf dieser Liste hauptsächlich Wanderungen jeglicher Couleur, ergänzt um Strandausflüge und den ein oder anderen schönen Ort. So sollten hier alle auf ihre Kosten kommen, die sich ein gutes Bild von Teneriffa machen und dabei aktiv sein wollen. Die beste Zeit für einen solchen Urlaub sind Mai und Juni sowie September und Oktober, sonst wird’s zu heiß bzw. windig/nass.
Süden
Direkt nach Ankunft am Flughafen bietet sich ein Abstecher an die Playa de Montaña Amarilla an – wer sich nicht sonnen mag, der wird zumindest den Blick vom Mirador de Montaña Amarilla toll finden.
Gut haben mir auch Bucht und Strand „La Caleta de Adeje“ gefallen. Da man nicht direkt dort parken kann, sondern einen leichten Abstieg auf sich nehmen muss, wird es nicht so voll. Gleiches soll für den nahe gelegenen Playa de los Morteros gelten, für den die Zeit leider nicht gereicht hat.
Beide Strände sind in der Nähe von einem beliebten Ausflugsziel: Der Schlucht Barranco del Infierno (6 km, 200 Hm, Link). Der Wasserfall am Ende ist eher unspektakulär. Dafür gibt es bis dorthin eine abwechslungsreiche Strecke über Geröll und Stufen mit großen Kakteen, quakenden Fröschen und bunt gefärbtem Gestein. Die Wanderung müsst ihr vorab buchen. Nehmt am besten den ersten Slot am Morgen. Zum einen, um fast alleine auf dem Pfad zu sein und im eigenen Tempo gehen zu können, zum anderen, weil ihr dann nur auf dem Rückweg in der prallen Sonne laufen müsst.
Eine andere ähnlich lange Route hat nicht mehr in den Plan gepasst, klingt aber reizvoll: die Rundtour auf den Roque del Conde mit Blick in den Süden der Insel (6,3 km, 500 hm, Link zur Route).
Die Gegend rund um die Steilküste von Los Gigantes mit dem Stadtstrand Playa de los Guíos fand ich wiederum weniger attraktiv. Wir haben in der Nähe gewohnt, sodass sich ein kurzer Trip dorthin angeboten hat, aber extra dorthin fahren müsst ihr nicht. Lieber weiter in den Nordwesten!
Nordwesten
Eine meiner liebsten Wanderungen in Teneriffa ging durch den Landschaftspark Teno. Die Route startet in El Palmar mit frischer grüner Landschaft und Blick auf den Teide und führt später sogar durch ein kurzes Stück Lorbeerwald. Wüstenfeeling rund um Teno Alto sowie einen Blick bis La Gomera vom Plateau auf dem Camino de Baracán bietet die Wanderung ebenfalls (10 km, 600 Hm, Link zur Route).
Auf dem Weg nach El Palmar werdet ihr die Serpentinenstraße TF-436 mit vielen schönen Aussichtspunkten passieren. Auch an Masca kommt ihr vorbei. Dieser Ort ist bestimmt vielen ein Begriff, denn die bekannteste Schlucht Teneriffas befindet sich dort. Leider ist diese schon seit mehreren Jahren nur mit Einschränkungen zu besuchen. Früher stieg man mehrere Stunden hinab und fuhr nach einer Pause am Wasser per Boot zurück. Aktuell ist der Anleger gesperrt und nur ein Ab- UND Aufstieg möglich, was über sechs Stunden in Anspruch nimmt und lediglich Sportler:innen Spaß macht. Haltet euch am besten über die offizielle Website auf dem Laufenden.
Ein kurzer, komplett ausgeschildeter Weg ist der Buenavista del Norte Küstenweg am Golfplatz entlang bis zum schwarzen Strand Playa de las Arenas. Eine malerische Strecke mit vielen Spots am Meer zum Entspannen (6,5km, 120 Hm) und damit meiner Meinung nach ein „Must do“.
In der Nähe von San José de los Llanos könnt ihr am Chinyero entlanglaufen, einem Schlackenkegel am Rande des Teide Nationalparks. Bei der kurzen Runde lauft ihr eine gute Stunde durch herrliche Kiefernwälder. Die längere Route geht direkt zum Krater und dauert um die 2.5 Stunden. Beschreibungen zu beiden Optionen findet ihr hier.
Das Landesinnere
In den Teide Nationalpark werdet ihr sicher fahren, wenn ihr das erste Mal auf Teneriffa seid. Ob ihr auf den Pico del Teide kommt, ist allerdings nicht ganz so sicher: Der Gipfelbesuch bedarf nach 9 Uhr einer Genehmigung. Falls ihr keine Erlaubnis habt, ist auf 3.550 Metern, wo auch die Seilbahn hält, Schluss. Da ich die Reise generell erst zwei Monate vorher gebucht hatte, war ich zu spät dran. Die Alternative, für die man keine Genehmigung benötigt – eine Übernachtung in der Berghütte, um den Gipfel zum Sonnenaufgang zu erklimmen – war wegen Corona leider ebenfalls nicht möglich. Wenn ihr mehr Vorlauf habt und euch für einen Auf- und Abstieg auf den Pico del Teide interessiert (20km, 1.400 Hm), findet ihr hier nähere Informationen.
Eine Alternativroute im Teide Nationalpark ist die Rundwanderung vom Mirador de las Narices del Teide zum Pico Sur und Pico Viejo, Teneriffas zweithöchstem Berg (13,3 km, 1100 Hm, Link zur Route). Der Weg übers Lavagestein ist durch die trockene Höhenluft, pralle Sonne und wenig gekennzeichnete Streckenabschnitte nicht „nur“ aufgrund der Höhenmeter ziemlich anspruchsvoll. Er bietet aber viele tolle Aussichtspunkte auf Teide, Meer und mehr. Etwas leichter soll die Rundwanderung auf den Guajara (10,9 km, 770 Hm, Link zur Route) sein – inklusive Panoramaausblick.
Wer nur eine kleine Tour machen möchte, kann um die Roques de García (4,5 km, 120 Hm) laufen – hohe Lavafelsen, die fast 20 Meter hoch sind. Der Ausgangspunkt des Spaziergangs ist der stark frequentierte Mirador de La Ruleta. Nach ein paar Gehminuten soll es leerer werden. Ich hatte nach dem Besuch vom Pico Sur keine Lust mehr, um diese Aussage bestätigen zu können. ;)
Übrigens: Auf dem Weg in den Teide Nationalpark oder ins Orotavatal fahrt ihr über die Panoramastraße TF-24 – die mit Abstand schönste Straße Teneriffas! Ihr werdet ständig anhalten wollen. Mein liebster Aussichtspunkt war der Mirador de Chipeque.
Norden
Im Norden gibt es Einiges für Aktivurlauber:innen zu erleben. Die Gegend teilt sich grob in Orotavatal, Küste und Anaga-Gebirge auf.
Eine lohnende Tour mit Blick aufs Tal ist der Órganos-Höhenweg ab La Caldera (12 km, 580 Hm, Link zur Route). Kiefern, blühende Büsche, ein Blick auf den Teide und ein Auf und Ab am Hang im Schatten erwarten euch.
Im Anschluss könnt ihr euch am schwarzen Strand El Bollullo entspannen. Aber Achtung: Die Straße dorthin ist sehr eng und nur etwas für geübte Fahrer:innen. Am Strand selbst benötigt ihr einen Sonnenschirm und Flip Flops, damit ihr euch weder an Kopf noch Füßen verbrennt. Direkt in der Nähe des Strands liegt die Stadt Puerto de la Cruz. Dort erwarten euch viele Restaurants und Bars zum Ausgehen, die Freibadanlage Lago Martiánez und der Loro Parque, ein beliebter Zoo.
Weitere Küstenorte mit Badegelegenheiten im Norden: In Bajamar und Punta del Hidalgo gibt es jeweils Naturschwimmbecken. Auf der anderen Seite der Insel ist der Playa de las Teresitas, der einzige weiße Sandstrand an der Nordküste. Aufgrund von Wellenbrechern könnt ihr dort gut schwimmen. Das Entspannen am Strand lohnt sich allerdings nur an windstillen Tagen, andernfalls fliegt euch der feine Sand überall hin.
Genug relaxed, jetzt wird wieder gewandert! Das Anaga-Gebirge fehlt uns noch. Ein Teil des Anaga-Gebirges ist dicht bewachsen und wird als „Bosque Encantado“, also Zauberwald, bezeichnet. Der Zugang zu zwei Strecken wird stark eingeschränkt, sie können nur mit Genehmigung erwandert werden.
Zum Glück gibt es auch andere Wege durch diese mystische Gegend. Zum Beispiel eine Rundwanderung von Casa Forestal durch den Lorbeerwald der Vueltas de Taganana bis zum kleinen Ort Taganana (9,5 km, 750 Hm, Link zur Route). Wenn ihr euch auch die Steilküste mit Roque de Las Bodegas und Roque de las Animas angucken wollt, empfehle ich euch, abweichend in Taganana zu starten.
Weitere schnelle Ziele im Anaga-Gebirge: Der Mirador Pico del Inglés mit Ausblick zur Küste und zum Teide, die Straße Camino viejo al Pico del Inglés, die man so häufig auf Instagram sieht, und der „Weg der Sinne“ am Cruz del Carmen (1,3 km, 70 Hm).
Und welche Städte gibt es im Norden Teneriffas? Zum einen San Cristóbal de La Laguna, die einzige Stadt auf den Kanarischen Inseln, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Der Grund: Mehrere Jahrhunderte alte Häuser, Baudenkmäler und kleine Paläste. Ich als Berlinerin empfand die Universitätsstadt als nettes kleines Örtchen zum Durchschlendern, das man nicht extra anfahren muss.
Wirkliches Stadtflair gibt es nur in Santa Cruz, der Hauptstadt. Mir gefiel besonders die Gegend rund um Plaza Veinticinco de Julio, Parque García Sanabria und Rambla de Santa Cruz – bisschen wie ein kanarisches Notting Hill mit einem schönen Park in der Mitte. Auch die pittoresken bunten Häuser und Street Art rund um die Calle Santiago hatten es mir angetan. In der Calle Antonio Domínguez Alfonso war das regste Treiben am Abend.
Vegetarisch essen auf Teneriffa
So schön die Landschaften waren, so wenig hat mich Teneriffa kulinarisch überzeugt. Klar, in den Supermärkten gibt es genug vegan-vegetarische Auswahl, sodass Kochen in der Ferienwohnung kein Problem war. Aber hin und wieder möchte man ja auch ausgehen und die Restaurants, in denen wir aßen, waren leider alle eher mittelmäßig (El Limón, Tasca Marale, Veggie Penguin).
Positiv hervorzuheben ist das Plan Bakery Café in Candelaria, dort hatten wir uns auf dem Weg zum Flughafen diverse Teile zum Mitnehmen geholt. Da würde ich nächstes Mal gern brunchen gehen.
Auf meiner Liste waren sonst noch Eco Eco Brunch & Café in Adona, El Playita in Bajamar und La Verdulería in Santa Cruz (Reservierung erforderlich!). Testet mal und gebt mir Bescheid!
Das war‘s mit meinen Empfehlungen für Teneriffa. Wart ihr selbst schon auf Teneriffa unterwegs? Dann freue ich mich über weitere Tipps in den Kommentaren!
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