Anfangs habe ich hier viel über meinen Berufseinstieg als Geisteswissenschaftlerin geschrieben. Doch seit 2014 hat dieses Thema wenig Raum eingenommen. Da ich mittlerweile seit fast zehn Jahren Vollzeit „irgendwas mit Medien“ mache, ist es Zeit für ein Follow-up: Wenn ich jetzt Abitur machen würde und in der Kommunikationsbranche1 arbeiten möchte, was würde ich mir raten?
Studiere ein Fach mit Kommunikationsbezug
Eine Sprache, Philosophie, Kunstgeschichte und Co. wirken gerade wie der interessanteste und bequemste Weg für dich? Denk nochmal darüber nach. Medienkommunikation oder Kommunikationswissenschaften an einer guten Uni würden mehr anwendbare Inhalte vermitteln. Paar Statistik-Kurse und Wirtschaftswissen können auch nicht schaden. Vielleicht wäre BWL mit Fokus Marketing etwas für dich? Schließ das nicht direkt aus, nur weil du Angst vor dem Aufwand hast und langweilige Kommilitonen:innen befürchtest.
Du musst nicht jede Lücke mit Arbeit füllen

Praktikum direkt nach dem Abi? Stress dich nicht so, das geht auch später noch. Die Zeit nach dem Abitur und während des Studiums ist auch dafür da, sich persönlich weiterzuentwickeln und Freundschaften aufzubauen, die dich jahrelang begleiten. Arbeitgeber finden es meist sogar spannend, wenn kein 08/15-Lebenslauf vor ihnen liegt.
Erschaffe gemeinsam Kommunikationsprodukte
Egal, ob du später Journalismus oder Marketing anstrebst, beim DIY-Radio deiner Universität oder bei einem Online-Magazin lernst du fürs Leben. Das gemeinsame Wirken und Lernen haben für mich mehr Anziehungskraft als z. B. ein eigener Podcast, bei dem du weitestgehend allein für dich bleibst.
Gehe ins Ausland
Wenn es finanziell möglich ist, nimm dir Zeit für Work & Travel. Ob nach dem Abi oder nach dem Studium, das Erleben anderer Kulturen und die internationale Vernetzung ist extrem wertvoll. Ein kurzes Auslandssemester reicht nicht.
Wähle vielfältige Praktika & Nebenjobs
Galt damals wie heute: Ohne passende Arbeitserfahrung wird der Berufseinstieg schwierig. Suche dir Möglichkeiten, wo du fachspezifische Basics wie Texten lernst, aber auch herausfinden kannst, in welchem Bereich du starten magst, wenn es dann „so richtig“ losgeht.
Starte auf Dienstleisterseite
Apropos „so richtig losgeht“: Ich empfinde Agenturen als Einstieg in die Kommunikationsbranche als gute Wahl. Durch verschiedene Kund:innen und Disziplinen innerhalb der Agentur lernst du schnell, mit verschiedenen Menschen und Herausforderungen umzugehen. Ähnlich, aber ungleich zeitintensiver, ist es mit Beratungen.
Mache dich mit neuen Trends vertraut
„Wie verändert Chat GPT unsere Branche?“ oder „Wohin bewegt sich Social Search?“ sind Fragen, die du jetzt beantworten können solltest. Von einer neuen Generation auf dem Arbeitsmarkt wird erwartet, dass sie frisches Wissen einbringt.
Verkaufe dich nicht unter Wert
Ja, die Kommunikationsbranche bietet teils prekäre Arbeitsverhältnisse. Aber wenn du mit dem Einstiegsgehalt nicht deine laufenden Kosten decken kannst, lehne ab. Wir können alle unseren Teil dazu beitragen, dass die Arbeitgeber dieser Welt nicht nur privilegierte Kids mit familiären Finanzspritzen einstellen.
Lerne, was dir bei einem Arbeitgeber wichtig ist

Offenheit, eine gemeinsame Vision, ein gutes Teamklima, remote work … Jede Person hat andere Prioritäten fürs Arbeitsleben. Sie ändern sich auch ständig. Ist es dir anfangs wichtig, in einer neuen Stadt Kontakte zu knüpfen, willst du später vielleicht bewusst eine Grenze zwischen beruflichen und privaten Beziehungen ziehen. Eine Sache aber bleibt: Der Einfluss von Vorgesetzten. Fördern sie dich? Machen sie deine Arbeit sichtbar? Sind sie dir gegenüber ehrlich und transparent? Schlechte Führungskräfte beeinflussen nicht nur deine Laune, sondern behindern auch deine eigene Entwicklung.
Gehe, wenn es am schönsten ist
Jobwechsel sind in der Kommunikationsbranche wichtig ob für Gehaltssteigerungen, Netzwerk-Erweiterung oder neue Herausforderungen. Ich persönlich mache einen Wechsel davon abhängig, ob ich noch etwas lernen kann – und natürlich auch davon, wie wohl ich mich fühle. Zwei Dinge, die ich in meinem Umkreis beobachtet habe: Habe keine Angst, noch in der Probezeit zu kündigen. Dafür kann es gute Gründe geben. Traue dich, dich umzuorientieren. Du hast nach paar Jahren keinen Bock mehr auf Werbeagentur? Eigentlich auch gar nicht mehr auf die Kommunikationsbranche? Na, dann ab ins Lehramt, wie es dir vorspukt. Wir arbeiten alle noch so viele Jahre, da sollten wir uns nicht von Leuten verunsichern lassen, die seit 30 Jahren dasselbe machen.
Das war mein ganz persönlicher Take zum Berufstieg in der Kommunikationsbranche.
Was würdet ihr eurem „younger self“ raten?
1 Ich verwende hier Kommunikationsbranche als Klammer für beispielsweise Journalismus, Content Creation, PR, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing.