Sobald ich jemandem von meinem baldigen Reiseziel Lissabon erzählte, erreichten mich strahlende Augen und neidvolle Blicke. Lissabon, so schien es, ist beliebte Stadt und Wunschdestination vieler meiner Freunde. Zusammen mit dem meist zuverlässig guten Wetter war das auch tatsächlich der Grund, wieso die Hauptstadt Portugals dieses Jahr auf dem Plan stand. Im Nachhinein bereue ich die Auswahl keine Minute, denn ich habe mich ziemlich in diese Stadt verliebt und würde gerne direkt wieder hin. Da wir 3.5 Tage in Lissabon waren und im Vorfeld viele Tipps bekommen haben, wurde die Zeit bestmöglich den „Muss man gesehen haben“-Spots zugeteilt – falls für euch bald ein Trip in die größte Stadt Portugals ansteht, könnt ihr euch also hier Inspiration holen. Alle anderen sehen dies bitte einfach als Erfahrungsbericht an 🙂
Unterkunft & Umgebung
Ich verdiene jetzt mein eigenes Geld und habe keine Lust mehr, mir in irgendwelchen Hostels mit acht und noch mehr Menschen Zimmer und Dusche zu teilen. Da ich aber trotzdem noch weit vom Dagobert Duck Status entfernt bin, erschien es mir an der Zeit airbnb zu testen und nach einer geeigneten Ferienwohnung zu suchen. Unser sorgfältig rausgesuchtes Apartment kostete 39 € pro Nacht und wir waren extrem zufrieden – es gab einen großen Ess- und Wohnbereich, die Küche war bestens ausgestattet (wir konnten uns frisch gepressten Orangensaft machen!) und es war sauber und zentral gelegen. In diesem finanziellen Rahmen gibt es auch noch viele andere Optionen, sodass man sich ohne Probleme das passende Angebot raussuchen kann. Schon bei der Auswahl der Unterkunft merkt man, dass Lissabon recht günstig ist und das wird sich auch noch weiter feststellen lassen: Bei 1 € für frisch gezapftes Kneipenbier und 6 € für die Hauptspeise im Restaurant kann man nicht meckern.
Wir hatten allerdings Probleme, unsere Unterkunft zu finden, da der eine angegebene Bus seine Linie geändert hatte und der Busfahrer uns, trotz Zeigens unseres Ziels, einsteigen ließ. Wer jetzt denkt, Portugiesen seien unfreundlich und hinterrücks, liegt falsch: es sind so gut wie alle sehr hilfsbereit und freundlich, auch wenn Englisch tatsächlich hin und wieder ein Problem ist. Nur Busfahrer haben einfach keine Ahnung, das sagen sogar die Einheimischen. Unser Anfahrtstag bestand daher lediglich aus Flug, Wohnung suchen, Supermarkt plündern und die nächsten Tage planen.
Tag 1: Innenstadt und Castelo de São Jorge / Alfama
Der Tag startete mit einer Free Walking Tour, weil ich dieses Angebot von SANDEMANs New Europe sehr schätze und es einfach keinen besseren Weg gibt, eine unbekannte Stadt kennen zu lernen. Unser Tour Guide führte uns durch Bairro Alto (das Kneipenviertel), Chiado (das Altstadtviertel) und Baixa (das Innenstadtviertel). Dadurch bekam man einen guten Überblick und erfuhr gleichzeitig Nützliches über Stadt, Land und Leute. Da wir das Glück hatten, an diesem Oktobertag 26 Grad zu genießen, setzten wir uns danach erst einmal an den Tejo zum Entspannen. Nach der Pause gab’s nämlich etwas zu Laufen: wir verzichteten auf die Fahrt mit der legendären (und überfüllten) Tram 28 und liefen lieber den Berg hoch zur Burgruine.
Das Castelo de São Jorge ist in Alfama gelegen, einem noch sehr portugiesischem Viertel (so sagte es zumindest unser Tour Guide), welches auch selbst einen Besuch wert ist und somit den Aufstieg durchaus rechtfertigt. Die Burg mit ihrer Aussichtsplattform ist aber doch das wahre Highlight. Relativ ungesichert klettert man über die alten Mauern und bekommt einen super Blick über die Stadt. Wir genossen von dort den Sonnenuntergang und machten haufenweise Fotos – Touristen halt ;).
Tag 2: Cemitério dos Prazeres, Shopping & Parque Eduardo
Der Cemitério dos Prazeres ist ein gruseliger und faszinierender Friedhof in Estrela (Tram 28 Endstation). Er wurde infolge einer Cholera-Epidemie gebaut und war der erste öffentliche Friedhof Portugals, denn vorher wurden alle Toten in Nähe ihrer Kirche begraben. Die Grabmäler sind wie eine Stadt angeordnet und spiegeln den aristokratischen und großbürgerlichen Geschmack des 19. Jahrhunderts wider. Im Grunde sieht man lauter kleine, prunkvoll verzierte Häuschen mit Särgen und Inneneinrichtung – zum Teil noch nicht völlig gefüllt. Ein Grab sticht dabei besonders hervor: Das Grab von Pedro de Sousa Holstein „beherbergt“ 200 Familienmitglieder und gilt als das größte Familiengrab Europas.
Glaubt mir: so einen Friedhof hat man als Deutscher noch nicht gesehen und daher sollte man diese eher ungewöhnliche „Sehenswürdigkeit“ nicht auslassen. Danach könnt ihr euch mit „The World’s Best Chocolate Cake“ belohnen, den es zufälligerweise im selben Viertel gibt, und euch kurz in einer typisch portugiesischen Markthalle umschauen (erinnerte mich an den Food Market in Berlin Kreuzberg). Am Nachmittag kann man die Avenida da Liberdade in der Innenstadt entlang flanieren und sich im Parque Eduardo den Sonnenuntergang anschauen (ja, schon wieder).
Tag 3: Belém
In Belém gibt es mindestens drei Pflicht-Dinge: das Padrão dos Descobrimentos, Denkmal für die portugiesischen Seefahrer und Entdecker, den Torre de Belém, ehemaliger Leuchtturm und später Gefängnis, sowie die portugiesische Spezialität „Pastéis de Belém“. Viele schauen sich auch noch das Kloster Mosteiro dos Jerónimos von innen an. Da wir Belém an unserem Abreisetag besuchten, schauten wir uns auf dem Monument der Entdecker die Stadt von oben an und beschränkten uns beim Rest auf die Außenansicht – man kann dem Stadtteil aber natürlich gut und gerne mehr Zeit widmen.
Falls man es nicht schon vorher getan hat (oder wieder tun will), kann man abends einen Abstecher nach Bairro Alto machen und dort von Kneipe zu Kneipe flanieren. In vielen der garagenähnlichen Einrichtungen bekommt man Live-Musik von SingerSongwritern oder gleich Fado, portugiesische Trauermelodien, geboten.
Tag 4: Sintra
Sintra liegt ca. 25 km westlich von Lissabon und ist wegen seiner beeindruckenden Paläste bekannt. Man soll dafür einen ganzen Tag einplanen (schon allein wegen der Anfahrt) und diesen hatten wir leider nicht mehr in petto…
Der perfekte Grund, bald nochmal nach Lissabon zu fliegen, oder? Am Strand waren wir schließlich auch noch nicht! (Das wäre für Ende Oktober vielleicht auch ZU optimistisch gewesen)
Ein super Artikel! Hab ich mir gleich mal gespeichert weil ich demnächst plane nach Lissabon zu fahren bzw. fliegen
http://www.thefashionfraction.com
Uh, ich beneide dich 🙂
Schöner Artikel: Ich war besonders von den Palästen in Sintra eingenommen. Dieser bunte Mix aus Architekturstilen ist einmalig. Und ja: die Pasteis de Belem sind auch wunderbar. Du hast vollkommen recht: Lissabon ist immer eine Reise wert!
Ja, echt schade, dass wir einen Tag zu wenig hatten, um Sintra noch mitzunehmen!
Ja, da „muss“ ich dann 2015 wohl tatsächlich hin…
definitiv, die Stadt ist SO toll <3