Hart Of Dixie. Skins. Gossip Girl. One Tree Hill. Glee. Modern Family. The Big Bang Theory. How I Met Your Mother. Dexter. In dieser TV Season schaute ich so viele Serien wie noch nie zuvor. Nichtsdestotrotz kann man von meinem Fernseher den Staub abkratzen. Vor die alte Flimmerkiste zieht es mich so gut wie nie. Denn während US-Fernsehzuschauer komplett überwältigt sind anhand des vielfältigen Angebots, sitze ich hier auf dem Trockenen. Klar, Scripted Reality Formate und Castingshows hat das deutsche Fernsehen zuhauf zu bieten, aber brandneue Serien? Fehlanzeige.
Schon allein wegen der Synchronisation laufen Serien hier frühestens ein paar Monate nach der Erstausstrahlung. Monate, in denen ich im Internet schon dreimal gelesen habe, wie Lost ausgeht, ob Chuck und Blair wieder zusammen sind und wieso Ted noch immer nicht sagen kann, wer die Mutter seiner Kinder ist. Ich logge mich einen Tag nach der Ausstrahlung des One Tree Hill Serienfinales bei tumblr ein und sehe dort so viele Grafiken der letzten Folge, dass ich mir das Schauen eigentlich gleich schenken könnte. Stattdessen gehe ich aber trotzdem auf irgendwelche einschlägigen Websites und schaue die neuesten Episoden meiner Lieblingsserien mit Hilfe irgendeines rumpeligen Videostreams – in „Low Definition“, mit Ladepausen an den wichtigsten Stellen und platziert auf meinem unbequemen Computerstuhl. Aber immerhin höchstens einen Tag nach Ausstrahlung und in Originalsprache. Damit Sheldon aus „The Big Bang Theory“ auch so nerdy und wahnsinnig klingt wie angedacht.
Es könnte so viel optimaler laufen. Ich müsste die amerikanischen Sendepläne nicht mehr auswendig lernen, wenn sich nur ein Sender endlich mal erbarmen würde, beliebte TV Formate in Originalfassung auszustrahlen. Das würde das Ausstrahlungsverfahren sehr beschleunigen – zeigt einem schließlich das Vereinigte Königreich, wo Serien meist eine Woche nach US Start laufen. Doch ein derartiges Verfahren scheint keinem der deutschen Anbieter in den Sinn zu kommen. Selbst ZDF Neo, der Nischen- und Hipstersender überhaupt, sendete nur die deutsche Fassung der Trendserie „Mad Men“. Dabei hat dieser Sender zweifelsohne genau das passende Publikum. Jugendsender ProSieben schaffte mit dem Start von „New Girl“ zwar den gefühlt schnellsten Serienstart der Sendegeschichte – richtige Serienfans hatten den Überraschungshit mit Zooey Deschanel aber natürlich trotzdem schon längst getestet. Und das alles nur wegen vermeintlichen Sprachbarrieren? Das Englische ist längst keine Sprache der Elite mehr. Jeder von uns jugendlichen Serienguckern kann Englisch. Klar, ein paar mehr, ein paar weniger. Wer Nachhilfe in Englisch nimmt, wird wohl erst einmal davor abschrecken, sich die Sprache noch länger als nötig anzutun. Aber gibt es einen besseren Weg, als während des Fernsehschauens seinen Lernbedarf nachzuholen? Nö. Außerdem war Fernsehen schon immer eine eher visuelle Erfahrung. Man muss nicht krampfhaft jedes einzelne Wort verstehen. Besonders nicht, wenn es eh nur darum geht, wer mit wem zusammen ist und wer mal wieder wen belogen hat.
Ich kann nicht in die Köpfe der deutschen Fernsehmacher gucken. Aber ich würde das gerne mal tun. Ist eine solche Lösung schon längst angedacht und nur eine Frage der Lizenzen und des Budgets? Oder ist man tatsächlich zufrieden mit dem Stand der Dinge? Ich hoffe auf ersteres. Nach Amerika auswandern wollte ich nämlich eigentlich nicht.
Da ich bei einem dieser Sender arbeite…es sind alleinig Lizenzgründe, die die Sender daran HINDERN, die Serien so früh auszustrahlen….die Synchro-Studios bekommen das durchaus fixer gebacken, nur dürfen sie nicht..oder glaubst du ernsthaft ProSieben etc. hätten dich nicht gerne als Zuschauer seines Programms? Der schnellste US-Start war by the way „Touch“! EA in den USA 22. März, EA auf ProSieben 26. März…slotabhängig versteht sich…
Und dann war ausgerechnet „Touch“ dann doch eher ein schlechter Fang… Ich will die „Schuld“ auch nicht einfach auf die jeweiligen Sender herunterbrechen. Ihnen wird schon bewusst sein, dass man gerade im Serien-Markt noch viel mehr Zuschauer holen könnte. Die Sender hierzulande könnten vielleicht einfach offener mit dem Problem umgehen und zB auch kommunizieren, woran es hakt. Nämlich ja dann anscheinent eher an den Lizenzen, nicht an der Sprache. Den Mut, eine Sendung auf englisch zu senden, würde ich trotzdem sehr begrüßen, echte Fans sind dann ja doch meist Verfechter der Originalstimmen.
Eigentlich echt ein spannendes Thema, könnte mir auch vorstellen, dass die unregelmäßige Sendung der US-Folgen ebenfalls ein Problem darstellt, zu der klassischen Sommerpause gibt es schließlich nun schon Winterbreak, Season Break und was die Sender sich sonst noch ausdenken lassen, um die Serien lang zu strecken. Daran haben sich ja nicht einmal die US Zuschauer wirklich gewöhnt.