Umziehen ist scheiße. Es ist anstrengend, nervenaufreibend und überfordernd. Leider lässt es sich schwer vermeiden und so musste ich in den letzten Tagen unzählige Kisten packen. Ich habe schon öfters den Wohnort gewechselt oder kurzzeitig geändert, aber mein jetziger Umzug ist der erste, den ich als „richtigen“ Umzug erlebe. Denn ich habe nach 3.5 Jahren in Bonn wirklich alles hier. Ob Gesellschaftsspiele oder Jugendtagebücher – selbst wenn ich bestimmte Dinge nicht seit Wohnbeginn hier hatte, so habe ich sie nach und nach dann doch zu mir gebracht. Zusätzlich ziehe ich auch noch ziemlich weit weg: für mein PR-Volontariat geht es nach Berlin. Zum Glück bin ich nicht allein, ich bekomme viel Hilfe von meiner Familie und meinen Freunden. Und dem Internet! Dem Internet? Ja, dem Internet.
Ich bin bekanntlich viel im Netz unterwegs und mein derzeitiges Bonn-Berlin-Vorhaben ist geprägt vom Social Web: Auf die Stellenausschreibung wurde ich via Twitter aufmerksam und auch meine neuen Mitbewohner kenne ich vom blauen Zwitscheruniversum. Bei ebay Kleinanzeigen und im Facebook „Nettwerk Bonn“ setzte ich meinen ollen Kleiderschrank für 150 € Verhandlungsbasis rein und ich bekam so unglaublich viele Anfragen, dass ich selbst auf meine „RESERVIERT“ Notizen noch ständig Nachrichten mit „Ich bin aber auch interessiert“ bekam. Letztendlich bekam eine junge Familie aus Bad Honnef den Zuschlag – die Mutter war am schnellsten mit ihrer definitiven Zusage, kaufte ohne Handeln die Katze im Sack und war trotzdem sehr zufrieden. Außerdem verscherbelte ich in der Facebook-Gruppe „Free your stuff Bonn“ meinen Kram, den ich nicht mitnehme. Es war zwar etwas aufwändig, all die Termine zu koordinieren, aber es fühlte sich gut an, ein paar Bonnern ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern: Mein Fahrrad ging an die ehemalige Mitstudentin, der Schreibtischstuhl an den verwirrten Inder, verschiedene Bücher an noch unterschiedlichere Leute und nicht zuletzt wurden auch die zwei schwersten und wertvollsten Sachen, mein Schreibtisch und mein Expedit-Regal, von zwei netten Interessentinnen abgeholt. Beide freuten sich sehr und schickten mir danach nochmal extra eine Danke-Nachricht (eine sogar inklusive Aufbaufoto). Letztendlich war dieses ganze Free Your Stuff Gedingse aber nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch praktisch, da ich mich um die Entsorgung eben jener Dinge keine Gedanken mehr machen musste. Außerdem erhielt ich über diese Aktivität Umzugskartons: Es ist schließlich echt schwierig, ohne Auto an die gewünschte Menge Verpackungsmaterial zu kommen, darum brachten mir zwei Abholerinnen zum Tausch direkt Kartons mit.
Solltet ihr also auch mal umziehen, verschließt euch nicht vor den sozialen Netzwerken. Aber das würde ich euch vermutlich sowieso in fast jeder Lebenssituation raten ;)
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