Madeira ist eine Insel im Atlantischen Ozean, deren Besuch dir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: Madeira bietet malerische Wanderwege auf überschaubarem Raum – nämlich weniger Fläche als Berlin – und genug Abwechslung für bis zu 14 Tage Aufenthalt. In diesem Travelguide habe ich dir meine Tipps für einen schönen Urlaub auf der portugiesischen Insel zusammengestellt – ich war im November 2019 für insgesamt acht Tage vor Ort und habe zudem Empfehlungen meiner Eltern einfließen lassen, die 2022 zum zweiten Mal auf Madeira waren.
Kurzvorstellung von Madeira
Der Archipel Madeira ist eine autonome Region Portugals und umfasst über 20 Inseln, davon sind lediglich Madeira und Porto Santo bewohnt. Madeira selbst hat gut 270.000 Einwohner:innen, von ihnen lebt fast die Hälfte in der Hauptstadt Funchal im Süden.
Die Haupteinnahmequelle der Madeirer ist der Tourismus. Madeira wird dabei gern als „Blumeninsel“ beworben. Blühende Pflanzen wie Hortensien, Strelitzien und Kaplilien sind zwar nur importierte Güter, dafür aber zuhauf zu bewundern. Kein Wunder also, dass die Insel bei Naturliebhaber:innen und Wanderern ein beliebtes Urlaubsziel ist.
Darüber hinaus legen am Hafen von Funchal mehrmals täglich Kreuzfahrtschiffe an, deren Urlauber:innen sich bei angenehmem Klima ein paar Aussichtspunkte anschauen. Generell gilt: Wer sich für Madeira entscheidet, sollte keinen Badeurlaub im Sinn haben, denn Strände sind Mangelware. Sandstrand gibt’s in der Nähe auf Porto Santo oder man fliegt gleich nach Teneriffa.
Aufgrund der Winde und Höhendifferenzen von bis zu 1.900 Metern gibt es deutliche Wetterunterschiede zwischen dem Norden und Süden Madeiras. Im Norden der Insel regnet es häufig und Wind aus Portugal verursacht hohe Wellen an der Küste, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt im Durchschnitt zwischen 19 Grad Celsius zu Jahresbeginn und 26 Grad Celsius im August und September. Die beste Reisezeit für Madeira ist von April bis Oktober, mit den üblichen Hochzeiten in Oster- und Sommerferien und einem weiteren Touri-Peak rund um das Blumenfest in Madeira (zweites Wochenende nach Ostern). Im November beginnt die Regenzeit und damit die Nebensaison, jedoch ist Madeira auch zu Weihnachten und Silvester eine populäre Destination.
Anreise & Unterkunft
Wer nicht zu den Kreuzfahrttourist:innen zählt, wird Madeira von Europa aus in ca. 4 Stunden per Flugzeug erreichen. Gelandet wird am „Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo“, benannt nach Madeiras bekanntestem Bürger. Im Volksmund wird aber einfach von Funchal Airport (FNC) gesprochen.
Beim Fliegen darauf achten, dass ihr eure wichtigsten Dinge im Wanderrucksack statt im Koffer verstaut. Zumindest ich bin gebrandmarktes Kind und packe mittlerweile so, dass ich auf einen potentiellen Gepäckverlust vorbereitet bin.
In Madeira gibt es sowohl klassische Hotelketten als auch Ferienwohnungen, in Funchal sogar Hostels. Mache deine Buchung am besten von der Lage abhängig: Was erwartest du dir von deinem Aufenthalt? Welche Sehenswürdigkeiten willst du besuchen, welche Wanderwege gehen? Auch wenn die Insel nicht groß ist, bietet es sich aufgrund des Hochgebirges in der Mitte an, mindestens zwei verschiedene Apartments zu buchen, z. B. in Santana und in Calheta, um nicht immer wieder die gleiche Strecke fahren zu müssen.
Apropos fahren: Einen Mietwagen kann ich dir definitiv empfehlen, es sei denn, du willst in Funchal und Umgebung bleiben oder das öffentliche Bus-System auf Herz und Nieren prüfen. Die Straßen sind dank EU in einem guten Zustand und im Süden des Landes reiht sich ein Schnellstraßen-Tunnel an den anderen – erhofft euch da also keine romantische Küstenfahrt. In sieben Tagen haben wir gut eine Tankfüllung verfahren.
Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten in Madeira
Wandern
Madeira ist als Wanderparadies mit tollen Ausblicken und vielfältiger Flora und Fauna bekannt. Viele Wege führen entlang sogenannter Levadas, d. h. schmaler Kanäle, die Wasser aus dem regenreicheren Norden zu Plantagen und Gärten im Süden lotsen.
Auf der Madeira-Website sind alle „Pequenas Rotas“ (PR, „kleinere Routen“) dokumentiert und Karten stehen zum kostenlosen Download bereit. Checke die Website unbedingt nicht nur zur Planung, sondern auch kurz vor der Wanderung – es wird fleißig dokumentiert, wenn Wege geschlossen sind oder nur mit Einschränkung betreten werden können.
Da einen die Auswahl der Wanderwege bei einem Erstbesuch der Insel fast überwältigt, findest du nachfolgend die Routen, die wir uns für den Madeira-Urlaub ausgesucht hatten. Meines Erachtens war dies eine gute Auswahl, weil wir verschiedene Aspekte der Insel gesehen haben – ob Levada, Vulkangestein oder Berge – und es mal mehr, mal weniger Höhenmeter zu bewältigen gab.
PR 1: Vereda do Pico do Areeiro (Santana)
Der Wanderweg im Hochgebirge führt vom Pico do Areeiro (1.817 m) zum Pico Ruivo (1.862 m), dabei geht es zwischendurch auf Treppen runter auf gut 1.500 Meter. Die insgesamt 13 Kilometer lange Strecke ist damit zwar anstrengend, bietet gleichzeitig aber traumhafte Panorama-Aussichten und ist damit ein Muss für deinen Madeira-Urlaub.
Das Wetter muss allerdings mitspielen, Nebel versperrt einem oft die Sicht. Mein Tipp: Jeden Vorabend die Vorhersage prüfen und sobald das Wetter vielversprechend aussieht, zu Sonnenaufgang hoch in die Berge. Dank Webcam lässt sich die Wettersituation in Echtzeit checken, sodass du bei schlechten Aussichten zurück ins Bett kannst. Wir haben die Tour leider erst an den letzten Tagen in Angriff genommen und am Pico do Areeiro erwarteten uns gleich zweimal Regen, Nebel und Starkwind, sodass wir die Tour beim ersten Anlauf nach ein paar Minuten und beim zweiten Anlauf bei gut 3/4 der Strecke abbrechen mussten. Dabei geht es nicht nur um die Mühen, die schlechtes Wetter verursacht: Die Strecke ist auch deutlich schöner, wenn man die Umgebung sehen kann. Wenn ich unsere Nebelfotos mit Fotos bei Sonne vergleiche, lässt sich die Strecke fast nicht wiedererkennen.
PR 6: Levada das 25 fontes + Levada do Risco + Levada do Alecrim + Vereda da Lagoa do Vento (Calheta)
Hinter PR 6 verbergen sich verschiedene Wanderwege, die alle am selben Parkplatz gestartet werden können.
Entweder steigst du direkt zur Berghütte Rabaçal hinab, folgst der Levada do Risco zum bekanntesten Wasserfall Madeiras und gehst runter zum Lagoa das 25 Fontes, der sich aus über 25 Quellen vom Hochplateau Paul da Serra speist. Oder du machst vorab noch einen Abstecher über die Levada do Alecrim zum Lagoa do Vento. In der App Komoot gibt es verschiedene Varianten zur Auswahl – wir fanden den Zusatzweg toll, weil dort deutlich weniger Wanderer als bei den 25 Quellen anzutreffen waren. Wer dafür am Ende nicht mehr die Straße zum Parkplatz hochstapfen will, kann den Bus nehmen.
Falls du die Strecke schon kennst – was vermutlich bei allen der Fall ist, die bereits auf Madeira waren – und eine andere Levada-Wanderung machen möchtest, kannst du von Ponta do Sol zur Levada Nova und Levada Moinho gehen (8,5 km).
PR 8: Vereda da Ponta de São Lourenço (Machico)
PR 8 bringt dich ans östliche Ende Madeiras, denn der Weg führt über die lange, schmale Halbinsel „Pontza de São Lourenço“. Es erwarten dich hier deutlich andere klimatische Bedingungen als bei den Levada-Wanderungen: Die Halbinsel bietet eine baumlose Landschaft vulkanischen Ursprungs, das Meerwasser kracht gegen Felsvorsprünge, das Klima ist warm und meist trocken.
In der Regel ist hier viel los, daher lieber zu den Abendstunden aufbrechen.
PR 9: Levada do Caldeirão Verde (Santana)
Ausgehend vom beschaulichen Queimadas-Parkplatz mit den traditionellen Santana-Häusern (s. o.) folgt eine der schönsten Levada-Wanderungen, die sich allerdings nur lohnt, wenn man nach der (nicht betretbaren) Lagune Caldeirão Verde (6.5 km) noch weiter zum „Höllenkessel“ Caldeirão do Inferno geht (8.7 km). Dieser Teil des Weges ist nämlich deutlich abwechslungsreicher: viele Tunnel, Treppen, moderate Höhenunterschiede, Wasserfälle und natürlich der Kessel selbst. Wir sind kurz vor 9 Uhr losgegangen und waren damit den meisten wandernden Menschen voraus.
Wer eine etwas kürzere, aber ähnliche Wanderung machen möchte, kann den PR 18 wählen. Die 10,6 km lange Strecke entlang der Levada do Rei beginnt in São Jorge und endet am Ribeiro Bonito Wasserfall (und retour).
PR 11: Vereda dos Balcões (Santana)
Von Ribeiro Frio führt dich dieser Weg zum Balcões Aussichtspunkt mit einem Ausblick über das Tal des Ribeira da Metade. Der Weg ist mit 1.5 Kilometern pro Strecke kurz(-weilig), sodass es sich durchaus anbietet, PR 11 mitzunehmen.
PR 13: Vereda do Fanal (Porto Moniz)
Der Wanderweg beginnt auf der Hochebene Paul da Serra und endet am Forstgebäude in Fanal. Die Strecke verläuft damit durch den Lorbeerwald, im Volksmund gern auch als „Mystischer Feenwald“ bezeichnet.
Wir waren auch hier nicht mit gutem Wetter gesegnet – ich würde daher nicht widersprechen, dass November nicht mehr ideal für den Madeira-Besuch ist – und sind nur Teile des Weges gegangen. Diese waren aber schon toll – daher ein weiterer Punkt für deine und meine Madeira-To-Do-List.
Apropos To-Do-Liste: Meine Eltern schwärmen vom abwechslungsreichen Küstenweg von Machico nach Porto da Cruz (13 km). Ein Muss, wenn alles blüht!
Aussichtspunkte
Wenn die müden Füße nicht mehr können, bietet sich eine Tour zu den Aussichtspunkten im Süden der Insel an.
Der bekannteste Punkt ist sicher Cabo Girão, eine der höchsten Steilklippen Europas, mit einer Glasplattform 580 Meter über den Atlantik.
Ganz in der Nähe befindet sich die Landzunge Faja dos Padres, die man in der Hauptsaison mittels „Cable Car“ (Seilbahn) erreicht.
Mein Favorit war der „Miradouro de São Sebastião“, ein Aussichtspunkt am Ribeira Brava. Perfekt für den Sonnenuntergang.
Funchal
Funchal ist das touristische Zentrum der Insel und damit für alle einen Besuch wert, die shoppen oder Essen gehen wollen. Was du darüber hinaus in der Hauptstadt machen kannst:
- Die Stadt von oben betrachten: Entweder von der Dachterrasse des Madeira Story Centre (kostenlos!) oder in der Seilbahn vom Berg Monte
- An der Meerespromenade entlang flanieren
- Auf der Suche nach Graffiti durch die Stadt streifen (z. B. Rua de Santa Maria, Parkhaus Silo do Campo da Barca)
- Durch die verschiedenen Gärten strawanzen, in denen Madeira dem Image der Blumeninsel so richtig gerecht wird (Monte Palace Tropical Garden, Madeira Botanical Garden, Palheiro Gardens)
- Dem vielleicht besten Fußballer Tribut zollen – im CR 7 Museum
- Einen Kurzausflug zum Curral das Freias unternehmen, dem „Nonnental“. Auf dem „Eira do Serrado Viewpoint“ kann man das verschlafene Örtchen in Ruhe von oben betrachten.
Der Norden
Der Norden der Insel ist vor allen Dingen durch seine natürlichen Felsbadebecken in Porto Moniz bekannt. Bei gutem Wetter kannst du dort, sowie auch in Seixal, im Atlantik schwimmen gehen. Ich fand die Pools in Seixal einen Tick malerischer – das mag im Sommer aber anders wirken.
Wenn du sowieso in der Ecke bist, lohnt sich zudem ein Abstecher zur Ilheus da Ribeira da Janela – die drei Felsklippen geben ein gutes Bild ab – und zum Praia do Porto do Seixal – schwarze Strände sieht man ja nicht so häufig und die Ecke ist generell ziemlich pittoresk.
Was du auslassen kannst: den „Miradouro do Véu da Noiva“, einen langweiligen, touristischen Ausblick auf einen Wasserfall sowie die Grotten von São Vincente. Beim Ersten spreche ich aus Erfahrung, bei letzterem habe ich ganz auf die schlechten Onlinebewertungen vertraut.
Essen in Madeira
Zum Essen gehen in Funchal kann ich den Fleischesser:innen das Grill-Restaurant „Churrascaria Zarcos“ sowie den Burger-Grill „Hamburgueria do Mercado“ empfehlen. Zudem gern der Konditorei „A Confeitaria“ einen Besuch abstatten – zu einem Portugalbesuch gehören „Pastel de Nata“ (Blätterteigtörtchen) einfach dazu. Auch der „Mercado dos Lavradores” (Farmers’ Market) soll kulinarisch lohnen.
Außerhalb Funchals sind gute Restaurants Mangelware. Aufgrund der vielen Ferienwohnungen ist es durchaus üblich, sich selbst zu versorgen. Für uns war es allerdings teilweise schwierig, einen gut ausgestatteten Supermarkt abseits der klassischen Nahversorger ausfindig zu machen. Haltet am besten Ausschau nach den „Continente“-Märkten (z. B. in Machico). Das ist die größte Supermarktkette auf Madeira.
Das waren meine Tipps für einen schönen Madeira-Urlaub – habt ihr noch mehr? Dann teilt sie gerne in den Kommentaren!
Madeira finde ich auch wirklich schön – allerdings bin ich damals bei weitem nicht so viel gewandert wie Du!
Bei meinen ganzen Reisen ist bisher genau einmal mein Koffer nicht angekommen. Und das war wo? Richtig, auf Madeira. Ich bin dort gelandet, mein Koffer stand noch schön in Lissabon rum.
Autor
Oh no! Und hat dich das vom Wandern abgehalten oder hattest du einfach nicht so viel Zeit?
Ich will so gerne wieder hin!